Demokratieerziehung fördern

Gesprächsreihe zum Thema Integration
Nida Yapar ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern kamen 1970 als Gastarbeiter aus der Türkei. Ihr Vater war zuletzt technischer Zeichner und später 24 Jahre Schlosser in einer Autofabrik in Hamburg und die Mutter nach der Geburt der drei Kinder Hausfrau.


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Wie war Dein bisheriger Bildungsweg?

Nach dem Abitur und einem einjährigen Aufenthalt in Südafrika studierte ich Erziehungswissenschaft und Theaterpädagogik an der Universität Lüneburg. Nach meinem Abschluss 2005 arbeitete ich zunächst in einer Arbeitsvermittlung und anschließend bei Mook Wat e.V.

Fühlst Du Dich gut integriert?

Ja, ich bin hier geboren und fühle mich vollständig integriert.

Bist Du religiös?

Die Feiertage picke ich mir aus jeder, mir bekannten, monotheistischen Religion heraus und versuche diese zu feiern (lacht).

Mich interessieren Religionen, und es gibt in jeder mir bekannten Religion mindestens einen Punkt, der mich begeistert. Auf der anderen Seite ist keine der mir bekannten Religionen zeitgemäß bzw. nicht der Moderne angepasst. Die Religionen berufen sich auf Auslegungen und Situationen, die viele Jahrhunderte zurück liegen. Dadurch habe ich viele Fragen an die Religionen, die nicht beantwortet werden können, so dass ich mich nicht festlegen möchte auf eine Religion.

Was ist Dein Erfolgsrezept?

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Nida Yapar, geboren in Hamburg, ist Nachfahrin türkischer Gastarbeiter

Eine wichtige Rolle spielte mit Sicherheit meine Familie, meine Eltern. Ich genoss ihr volles Vertrauen bei allem, was ich tat, und hatte so eine gewisse Unabhängigkeit. Sie ließen mir Entscheidungsspielraum. Anders wäre ich zum Beispiel auch nicht nach Afrika gegangen, denn niemand wusste, was mich dort erwartet.

Darüber hinaus hat auch mein persönlicher Ehrgeiz zum Erfolg beigetragen. Und nicht zuletzt vielleicht der Umstand, dass in meiner Schule die weit überwiegende Mehrheit deutsch war und ich deutsche Freunde hatte.

Wirst Du heute noch mit Vorurteilen konfrontiert? Welche Vorurteile sind es?

Eigentlich werde ich mit keinen besonderen Vorurteilen konfrontiert, jedenfalls nicht in meinem Umfeld. Höchstens kommen im Scherz manchmal Klischees oder Anspielungen auf meine orientalischen Züge vor, aber das ist Humor, und ich lache mit.

Hast Du Vorurteile gegenüber anderen Migranten oder Deutschen?

Wie jeder Mensch habe auch ich gewisse Vorurteile oder Klischees anderen gegenüber. Ein gewisses Maß an Schubladendenken ist auch schwer zu vermeiden, das ist meiner Meinung nach auch ein normaler Vorgang, um eine Sortierung und Zuordnung im Gehirn zu bekommen. Aber für mich steht im Vordergrund, dass jeder Mensch ein Individuum ist, dass jeder Mensch anders ist.

Fühlst Du Dich deutsch, gemischt oder als Türkin?

Ich bin Deutsche mit typischen orientalischen Charakterzügen.

Was wünschst Du Dir von der deutschen Gesellschaft und Deinen Mitmenschen?

Ich wünsche mir eine Gleichbehandlung und Akzeptanz aller Menschen unabhängig von ihrer Herkunft. Das gilt übrigens für einen Bayer in Hamburg genauso, wie für einen Türken oder Russen. Wir sollten aus den positiven Beispielen zur Integrationsarbeit aus dem Ausland lernen (z.B. Kanada). Außerdem finde ich, dass die Migrantinnen und Migranten sich stärker selbst organisieren, aktiv werden und nicht nur alles vom Staat erwarten sollten. Ich bin für eine Demokratieerziehung schon im Kleinkindalter und für die Erwachsenen, die in den Integrationskursen sitzen und/oder Eltern von Kleinkindern sind.


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Pavel Usvatov

geb. 1983, Jurist, VDSt Straßburg-Hamburg-Rostock.

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