Die Beweislast hat der Veränderer

Der rasante Wandel in der Welt bringt das konservative Denken in Schwierigkeiten. Zu schnell veraltet Erfahrung und wird das Bewährte entwertet. Dennoch findet man bei den scharfblickenden Zeitdiagnostikern immer auch ein Gespür für das menschliche Bedürfnis nach Langsamkeit. Werner Kunze blickt hier auf einen: den Philosophen Odo Marquard.


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S103_Beweislast_3Wo sind die oft leidenschaftlichen geistig-philosophisch-politischen Auseinandersetzungen früherer Jahrzehnte geblieben? Für die viele Namen aus unterschiedlichen „Lagern“ stehen. Beispielhaft seien genannt: Adorno, Habermas, Schelsky, Gehlen, Lübbe, Luhmann, Freyer, Kondylis, Baring, Blumenberg, Diwald, Epting, Forsthoff, Mahler, Nolte, Popper, Schrenck-Notzing, Rohrmoser, Gadamer, Miegel.

Leben wir etwa in einem Zeitabschnitt, in dem alles Wesentliche scheinbar alternativlos und endgültig geregelt ist? Davon kann gewiss keine Rede sein. Denn paradoxerweise scheint sehr viel dafür zu sprechen, dass wir uns vielmehr in einer Zeit des Umbruchs, der Unordnung, der ungelösten inneren und äußeren Probleme befinden. Es ist ja wahr, vor rund 250 Jahren sind die grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Prinzipien der Moderne erdacht und danach vielfach erprobt worden. Die Ausgestaltung unterhalb dieser Ebene strikter demokratischer Grundsätze lässt indes, wie die Geschichte gezeigt hat, vielerlei Varianten und unterschiedliche Schwerpunkte zu.

Da die Moderne sich als eine im Kern ungemein dynamische Bewegung versteht, sind ihr bewahrende Neigungen grundsätzlich zuwider oder suspekt. Deshalb haben moderne Zeiten bis heute zumeist übersehen, dass konservative Wünsche nicht zu den variablen Lebenskomponenten zählen, die man folgenlos vernachlässigen kann oder darf. Bewahrenwollen gilt heute als eine sentimentale, vormoderne und unzeitgemäße Anwandlung. Für das Bewährte spricht jedoch zunächst die Tatsache, dass Menschen, von Natur aus, das kontinuierlich fortschreitend Progressive im Übermaß nicht vertragen. Aber genau diese steten Veränderungs- und Beschleunigungsprozesse kennzeichnen unsere Zeit.

Erfolgreiche Langsamkeit

Selbst die biologische Evolution kennt lange Zeiten der Konstanz und lange Perioden der Anpassung an veränderte Umweltbedingungen. Seit der Entstehung von Leben auf der Erde ist die Evolution sogar das längste Beispiel oder auch Vorbild für eine besonders ausgeprägte, aber sehr erfolgreiche Langsamkeit.

Das überlieferte Gute auch einmal bewahren und behalten zu wollen und Neues nicht blindlings und automatisch dem Bisherigen als überlegen zu betrachten, ist somit kein neuer Trend, kein neuer Ismus oder irgendein beliebiger „Wertewandel“ , sondern gewissermaßen eine anthropologische Selbstverständlichkeit.

Wir erleben gerade heute eine auffallende Entwicklung: den Konflikt zwischen dem einst begrüßten technischen Fortschritt, dem technisch Machbaren und der Umwelt. Aber auch den anwachsenden Unmut über bestimmte, von nicht wenigen einst gefeierten gesellschaftlichen „Errungenschaften“. Hinzu kommt noch eine weitere „Gesetzmäßigkeit“: Widrige Umstände, die anfänglich als belanglos oder erträglich angesehen worden waren, führen in ihrer jahrelangen Kumulation oftmals zu wachsenden Belastungen.

Doch auch solche grundsätzlichen Debatten werden heute nur noch selten geführt. Die Zahl der Bücher, die unsere Zeit kritisch beleuchten und Mängel offenlegen, ist zwar deutlich angestiegen. Aber meiner Meinung nach werden zu oft nur Symptome und Fakten behandelt und wird zu wenig fundiert und von höherer Warte nachgedacht. Konservative Stimmen erreichen ohnehin nur noch selten das öffentliche, progressiv eingestimmte Bewusstsein.

Abschied vom Prinzipiellen

In der obigen Aufzählung von Namen noch unerwähnt geblieben ist der Philosoph Odo Marquard, dem ich mich hier vor allem auch hinsichtlich seiner konservativen Beiträge zuwenden möchte. Zugegeben, Odo Marquard war kein klassischer Vertreter konservativer Denkungsart. Aber er verdient es dennoch, auch unter diesem Gesichtspunkt gewürdigt zu werden. Weil er zu den selten gewordenen Intellektuellen gehört, die den Geist und Ungeist unserer Zeit mit dem Instrumentarium eines gediegenen philosophischen, geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Wissens, verbunden mit psychologischem Einfühlungsvermögen, zu analysieren verstanden. Deshalb kann er auch nicht so leicht ideologisch vereinnahmt werden. Man könnte ihn vielleicht als Skeptiker auf der Suche nach dem „Glück im Unglück“ (so der Titel eines seiner Bücher), bezeichnen. Wie kann der Mensch in seiner Geworfenheit (Heidegger) in einer Zeit leben, die rückblickend so viele ideologische Varianten moderner Ideen ausprobiert hat? Und die nicht selten zu einer resignierenden Ratlosigkeit geführt haben?

Odo Marquard ist am 9. Mai 2015 im Alter von 87 Jahren verstorben. Seine Schriften tragen in besonderer Weise auch dazu bei, immer wieder die Frage zu stellen, ob konservative Überlegungen heute noch eine empfehlenswerte Option sein können. Marquard würde auf diese Frage wahrscheinlich erwidern: Ja, durchaus, aber keinesfalls mit dem Ehrgeiz, damit eine womöglich einzigartige Erlösungsalternative bieten zu wollen. Marquard hat nämlich „Abschied vom Prinzipiellen“ (so ein weiterer Titel seiner Publikationen) genommen.

Er hat unsere moderne Zeit mit großer Sprachvirtuosität und nicht selten sogar mit Wortwitz und Humor bis heute klug diagnostiziert. Bekannt geworden ist sein Wortungetüm: „Inkompetenzkompensationskompetenz“, oder „Die Taube auf dem Dach ist besser als der Spatz auf dem Dach“. Seine Essays sind unverändert lesenswert. Sie bleiben intellektuelle Leckerbissen für Feinschmecker. Auch wenn er sich selbst als Skeptiker bezeichnet, erscheint es mir durchaus gerechtfertigt, auch seinen erkennbaren konservativen Tendenzen nachzugehen.

Es gehört zu den Vorzügen Marquards, dass er die Zeiterscheinungen oft überraschend originell, geistreich und fundiert diagnostiziert hat. Auch und gerade konservativ Denkende profitieren von der Lektüre seiner interessanten und anregenden Einblicke in das innere Wesen unserer immer weniger durchschaubaren Welt. Er hat unserer Zeit den Spiegel vorgehalten und was er dabei sah, kritisch kommentiert. Damit hat auch er, der eher Bedächtige und sich ungern angreifbar Festlegende, gewollt oder indirekt, durchaus auch konservative Positionen bezogen oder hilfreiche Argumentationshilfen aufgezeigt.

Wie vielen inzwischen bewusst geworden ist, bieten sich in einer prinzipiell und zunehmend instabiler gewordenen Welt bewahrende, also konservierende Bestrebungen förmlich an. Nicht mit so exklusiven Ansprüchen wie der heutige Kult des Progressiven, sondern kompensatorisch (einer der Lieblingsbegriffe Marquards). Ein Übermaß an ständig wachsender Progressivität muss, oder sollte zumindest, durch eine maßvolle konservative Gegenbewegung abgemildert werden.

Odo Marquard begründet dies mit einer seiner Schlüsselaussagen im „Abschied vom Prinzipiellen.“ Hier und an anderer Stelle gibt er zu bedenken, dass der Mensch zu schnelle, zu häufige und zu radikale Veränderungen nur schwer verkraften könne. Das menschliche Leben sei zu kurz (vita brevis), um ohne gravierende Belastungen mit immer wieder Neuem fertig zu werden. „… weil die Nichtveränderung so sehr das meiste ist, daß sie – wegen unserer Lebenskürze – unsere Begründungskapazität übersteigt: darum muß man, wenn man … überhaupt begründen will, nicht die Nichtveränderung, sondern die Veränderung begründen: die Beweislast hat der Veränderer.“ (Diese Beweislastzuordnung stammt von Martin Kriele). Gibt es eine bessere Erklärung konservativer Sichtweisen?

Die Ideenfülle Marquards auch nur einigermaßen zu würdigen, ist hier nicht möglich. Ein besonders guter Einblick in seine Zeitanalyse bietet meines Erachtens aber sein 1984 gehaltener Vortrag, der in der „Apologie des Zufälligen“ unter dem Titel „Zeitalter der Weltfremdheit?“ veröffentlicht wurde. Er beschreibt darin, pars pro toto, seine Sichtweisen in besonders prägnanter Art und Weise. Vieles davon ist heute noch deutlicher erkennbar geworden als vor rund 30 Jahren.

Seine Rede lässt sich (mit seinen Überschriften), wie folgt konzentriert zusammenfassen:

Utopien und Apokalypsen

Marquard beginnt mit einer Kernaussage: „Was immer unsere Zeit sein mag, sie ist jedenfalls auch das Zeitalter der Wechselwirtschaft zwischen Utopien und Apokalypsen, zwischen Diesseitserlösungs-Enthusiasmus und Katastrophengewißheit, zwischen den Naherwartungen einerseits des Himmels auf Erden, andererseits der Hölle auf Erden, und jedenfalls zwischen – überemphatischen – Fortschrittsphilosophien und Verfallsphilosophien. Warum gehören zu unserer Welt beide?“

Marquard hätte statt „Philosophien“ ebenso gut von Ideologien sprechen können. Wie wir bis heute erkennen, ist seine Gegenüberstellung zutreffend. Der Fortschritt wird zunächst gefeiert und begrüßt, sodann als selbstverständlich hingenommen und am Ende als gefährlich und angsterzeugend empfunden. So sieht es auch Marquard. Er spricht vom „Gedanken der Selbstzerstörung und Selbstvernichtung der Menschheit, Geschichte des Verfalls durch Fortschritt.“

Tachogene Weltfremdheit

Eine zentrale moderne Erscheinung sei die „beschleunigende Schnelligkeit (auf griechisch: to táchos), des modernen Wirklichkeitswandels“. Zu den schwerwiegenden Folgen zählt Marquard u. a. die „beschleunigte Erfahrungsveralterung … Denn in unserer Lebenswelt kehren jene Situationen immer seltener wieder, in denen und für die wir unsere Erfahrungen erworben haben. Darum rutschen wir – statt durch stetigen Zuwachs an Erfahrung und Weltkenntnis selbständig, d. h. erwachsen zu werden – zunehmend stets aufs Neue in die Lage derer zurück, für die Welt überwiegend unbekannt, neu, fremd und unüberschaubar ist: das ist die Lage der Kinder. Erfahrung ist das – wohl einzige – Gegenmittel gegen Weltfremdheit … Wenn heute das Vertraute immer schneller veraltet und die künftige Welt zunehmend anders sein wird als die von uns erfahrene bisherige Welt, wird – für uns, die modernen Menschen – die Welt fremd und wir werden weltfremd. Die modernen Erwachsenen verkindlichen. Selbst wenn wir grau werden, bleiben wir grün.“

Dies sind erneute Begründungen für die Relevanz kompensierender konservativer Ausgleichsfunktionen.

Die Karriere des Hörensagens

„Niemals zugleich … gab es so viele neue Erfahrungen wie heute. Aber wir machen sie nicht mehr selbst, sondern andere machen sie für uns. Je … wissenschaftlicher die Erfahrungen gemacht werden, um so mehr müssen wir glauben … – Wo alles fließt, zwingt jedes Durchhalten von Handlungen zu Fiktionen: und gegen Comte muß gesagt werden: nicht das religiöse, sondern das positive Stadium ist das fiktive. – Gegenwärtig ist es so leicht, wirkliche Schrecklichkeiten zu ignorieren und von fiktiven Positionen überzeugt zu sein, und fast noch leichter fiktive Schrecklichkeiten zu glauben und für wirkliche Positivitäten blind zu werden. Also, was in den Kram paßt zu akzeptieren und was nicht in den Kram paßt zu verdrängen.“ Marquard nennt dies: self-destroying-prophecy.

Erhaltung des Negativbedarfs

Gemeint ist die Weltfremdheit der „Wechselwirkungen zwischen Utopien und Apokalypsen, Positiv- und Negativillusionen, Wunschtraum und Alptraum. Sie begünstigt das, was heute (1984!) unter dem Stichwort ‚Wertewandel‘ diskutiert wird, und was keiner ist, denn es handelt sich von Anfang an um ein Scheinwertependeln, eben um die moderne Wechselwirtschaft von Utopien und Apokalypsen. Im Augenblick ist wieder einmal die Apokalypse dran: der Alptraum … Eben weil Erwartungen insgesamt weltfremd werden, kommt es bei Enttäuschungen von Positivillusionen nicht mehr zu Ernüchterung, sondern zu einer Art negativer Trunkenheit.“

Menschen seien durch „Angstbereitschaft auf ein gewisses Quantum an Widrigkeiten“ eingestellt. „Menschen sind konservative Wesen, die ungern verzichten, sogar aufs Schlimme. – Kurzum: je mehr die Kultur die Wirklichkeit entfeindet, desto mehr gilt die Kultur als Feind.“ (Gemeint ist hier die Kultur der Beherrschung der Natur.)

Plädoyer für den Kontinuitätssinn

Hier stoßen wir erneut zum Wesentlichen vor. Marquard gesteht nämlich: „Diese Warnung und diese Empfehlung hat Erfolgsaussichten einzig dann, wenn die moderne Welt … nicht nur das Zeitalter der Weltfremdheit“ ist. Wir seien aber ausgesetzt: „der zunehmenden Änderungs- und Veränderungsgeschwindigkeit des modernen Daseins; gerade sie machten uns tachogen weltfremd: dadurch, daß … immer weniger Herkunft noch Zukunft sein wird. Diese zunehmende Diskontinuität entmächtigt ja die Erfahrung und ermächtigt die Illusion, insbesondere auch die negative. Doch zugleich gibt es kompensatorische Entschleunigungen, das Zeitalter der Weltfremdheit ist zugleich das Zeitalter kompensatorischer Kontinuitäten. Es ist lebenswichtig für uns, gerade auf diese kompensatorischen Kontinuitäten zustimmend aufmerksam zu sein, d. h Kontinuitäten zu entwickeln und zu pflegen.“

Mit diesem Plädoyer kommt die konservative Komponente Marquards wiederum in aller Klarheit zum Ausdruck.

Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf seine ausgewählten Kompensationen:

a. Der historische Sinn „… daß – modern – immer weniger Herkunft Zukunft sein wird, wird kompensiert durch die Kunst, immer mehr Herkunft in die Zukunft mitzunehmen; durch das Sensorium für die Geschichte … Kein Zeitalter hat mehr Vergangenheit vertilgt als unseres, kein Zeitalter hat zugleich mehr Vergangenheit festgehalten: museal aufbewahrt, kompensatorisch gepflegt, archäologisch gesammelt, archäologisch rekonstruiert, historisch erinnert.“

b. Der Sinn für Ursachen. Marquard versteht darunter „Üblichkeiten und Traditionen.“ Denn „je mehr sich … dauernd alles ändert, um so mehr braucht man Lebensroutinen.“

c. Das Festhalten der Aufklärung. Sie muss vor denen gerettet werden, die sie „zum Kursus für Weltfremdheit oder zum Doping für Revolutionäre“ umfunktionieren wollen. Aufklärung sei eine bürgerliche Tradition, „an der man fortfahren muß durch etwas heute recht Unpopuläres, durch Zustimmung zur eigenen Bürgerlichkeit.“

Letzte Anmerkungen

Marquard hat uns in seinen Schriften richtige und qualitativ wertvolle Beispiele geboten. Den meisten seiner Diagnosen können wahrscheinlich viele auch zustimmen. Die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen jedoch bekanntlich bei den Schlussfolgerungen, beim schwierigen Schritt von der Diagnose zur Therapie. Dies betrifft beileibe nicht Marquard allein, sondern grundsätzlich alle, die sich um unsere Zeit Gedanken machen. Fehlentwicklungen und Ungemach zu beschreiben ist eines, adäquate Folgerungen daraus zu ziehen, ist freilich etwas anderes.

Wir leben nämlich auch in einer Zeit, in der von vielen Seiten immer wieder dieses oder jenes gefordert, für notwendig oder unerlässlich angesehen wird. Aber kaum jemand will die Frage befriedigend beantworten: Was, wenn wichtige Korrekturen, Kompensationen oder lebenserleichternde Verbesserungen, womöglich aus dogmatischen Gründen, nicht realisiert werden? Wenn also, um auf Marquard zurückzukommen, weder seine Kompensationen, wie Geschichtsbewusstsein für Zeiten vor 1933, noch Traditionen besonders gepflegt werden? Überlieferungen, „die durch Ursachen gesteuert sind, also das, was man macht, weil man es immer schon so gemacht hat.“

Insgesamt gesehen gefällt Marquard jedenfalls durch seine mit Originalität, einer eigenen „Fabulierkunst“ und fundiertem Hintergrundwissen begründeten Diagnosen moderner Zeiten. Und zwar nicht nur von den Fakten, sondern auch von den Ursachen her. Seine Vorschläge zur kompensatorischen Überlebenskunst in oft verworrenen Zeiten sind bemerkenswert. Ohne strukturelle Veränderungen erscheint aber der der eine oder andere seiner Ratschläge nicht sehr erfolgversprechend. Wie bekannt, muss man nämlich in der Regel nur Unangenehmes und Unbefriedigendes kompensieren. Die ketzerische Frage lautet daher: Warum besteht heute offenbar ein so großer Bedarf an Kompensationen?

Je komplexer jedenfalls unsere Zeit ist oder erscheint, um so mehr Chancen bietet sie erstens schrecklichen oder naiven Vereinfachern und zweitens für fast unbegrenzte Bewertungsvarianten. Ein propagandistisch verbreitetes hohes Ansehen, die Vielfalt individueller Urteile und eine weitverbreitete Ignoranz tragen jedoch insgesamt zur Akzeptanz oder wenigstens Duldung der heutigen Verhältnisse bei. Diese Haltung erschwert oder verhindert aber eine ausgewogene Aufarbeitung der Vorzüge und Defizite unserer Zeit. Damit wird das Gesamtgebilde der ausgereiften Moderne mit all ihren Verästelungen durch einen rigiden Artenschutz geschont.

Marquards Verdienste bei der Aufhellung mancher dunkler Flecken könnten uns aber weiterhin zum Nachdenken bewegen.


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Werner Kunze

geb. 1927, VDSt München, Autor zahlreicher philosophischer Bücher, u. a. „Philosophie für Neugierige“ (Grabert, 2006) und „Die Moderne. Ideologie, Nihilismus, Dekadenz.“ (Bublies, 2011).

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