Kulturhistoriker sind Detektive ebenso wie Psychologen; finden können sie die Quellen, erspüren müssen sie die Menschen dahinter. Zu größter Meisterschaft darin brachte es der Niederländer Johan Huizinga. „Herbst des Mittelalters“ ist das Musterbild eines Epochenporträts; kenntnisreich, tiefsinning und ohne Scheu, vom Sterben ebenso zu erzählen wie vom Leben.

von Christian Roth

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​ Rezension zu: Ingeborg G. Gabriel: Ethik des Politischen. Grundlagen, Prinzipien, Konkretionen, Würzburg: Echter 2021, ISBN 978-3-429-05377-2, 284 Seiten, € 19,90 (D), 20,50 (A). Politik sei „in den vergangenen Jahren vielfach ein Randthema“ (5) gewesen, vermerkt Ingeborg G. Gabriel im Vorwort ihres Bandes und verweist als Grund auf die Stabilität der liberalen Demokratie in den

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von Axel Bernd Kunze

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An den Hochschulen wird mehr oder weniger kontrovers darüber gestritten, wie und in welchem Umfang eine Rückkehr zum Präsenzbetrieb im neuen Wintersemester möglich werden kann.

von Axel Bernd Kunze

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Außerhalb Bayerns kennt man Ludwig Thoma für seine Lausbubengeschichten, Satiren und Spottverse, ein wenig auch den politischen Radikalismus seiner letzten Jahre. Zu seinen Bauernromanen schafft schon die bairische Sprache große Distanz. Als Zeitzeugnisse aber sind sie von hohem Wert und erschreckender Klarheit.

von Christian Roth

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Von der Emigrantenliteratur über das Dritte Reich ist wenig im Gedächtnis geblieben. Oft mit Recht; feinsinnige Liberale schrieben über Schurken, die so ganz fremd und andersartig waren, und zielten meist am Kern der Sache vorbei. Einen lohnt sich immer noch zu lesen; auch feinsinniger Denker zwar, aber einer, der nahe dran war; gar zu nah. Hermann Rauschning: Die Revolution des Nihilismus.

von Christian Roth

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Lion Feuchtwanger, Meister des historischen Romans, verdichtet im römisch-jüdischen Schriftsteller Flavius Josephus den Konflikt von Nation und Menschheit, Judentum und Weltbürgertum. Viele Fragen verweisen zurück auf ihn selbst und die eigene Zeit.

von Christian Roth

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Das wenigste auf der Welt ist wirklich neu. Trägt man das vorhandene Wissen übersichtlich zusammen, hat man schon viel gewonnen. Dachte sich der oströmische Kaiser Leo VI. und versuchte sich als Archivforscher und Militärschriftsteller. Eine nachhaltige Begriffsneuschöpfung gelang ihm aber doch.

von Christian Roth

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Oft finden wir Einsicht im Fernen und Abseitigen, kaum und gar nicht mehr glaublichen. Sehen im kunstvollen Mosaik mehr von uns als im ebenen Spiegel. Über Thomas Manns Schalkgeschichte Der Erwählte – „Spätform der Legende“, geschrieben für Zeiten, die gar so legendengläubig nicht mehr sind.

von Christian Roth

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Der Sozialroman ist die Paradedisziplin der französischen Romanciers im neunzehnten Jahrhundert. In keiner anderen Sprache wird so hübsch gehungert. Auf die Spitze treibt es Émile Zola im Germinal; vierhundert Seiten Jammer, Leid und Tod. Harter Naturalismus, aber mit scharfem Auge geschildert und viel Wille zur Nuance.

von Christian Roth

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Victor Hugo gilt in manchem als französischer Goethe; genialer, olympischer Überschriftsteller in vielen Genres; freilich auch darin dem Geheimrat ähnlich, dass er sehr selektiv gelesen wird. Bevorzugte Lektüre sind bis heute Die Elenden, ein episches Sozialdrama mit allerlei Eigenheiten.

von Christian Roth

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Eine Stadt geht vor die Hunde, und der beobachtende Moralist geht mit ihr. Beständig zwischen Fatalismus und dringender Warnung changiert Erich Kästners Roman Fabian. Ewige Wahrheiten bietet er nicht, aber eine treffende Zeitdiagnose.

von Christian Roth

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Felix Dahns Klassiker über die Tragödie der Ostgoten hat viel seiner alten Beliebtheit eingebüßt. Einst Jugendroman für ganze Generationen, geht er langsam in den Exotenstatus über. Die alte, treue Leserschaft mit ihrem festgefügten Urteil besteht nicht mehr. Chance für einen frischen Blick.

von Christian Roth

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Aphorismenbücher schenkt man gern: leichte Lektüre für zwischendurch, in der Kaffeepause oder Sanitärabteilung. Simone Weil taugt dafür nicht; ihre Sentenzen fordern den Leser ganz und gar. Schroff und kompromisslos auf die letzten Dinge hin; der Stil so gravitätisch wie die Titel. Zum Beispiel Schwerkraft und Gnade.

von Christian Roth

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Was die Nation ausmacht, beantwortet jeder anders, mit dem, was er gerade wichtig findet. Der Schriftsteller sagt natürlich: die Sprache, das geschriebene Wort. Teilwahrheit nur, doch geistreich vorgetragen. Wir lesen nach bei Hugo von Hofmannsthal.

von Christian Roth

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In einem Lexikon lese ich: „Advent, Zeit der Vorbereitung, Anfang des Kirchenjahres, hat den Charakter ernster Buße, doch auch freudiger Erwartung.“ Ja, das haben wir alle gelernt. Aber nun sehen wir uns diese Zeit vom ersten Sonntag des Kirchenjahres bis zum 24. Dezember einmal an. Jetzt kommen die Weihnachtsbäume auf den Markt, sie stehen auf

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von Hermann Ehlers

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Die Corona-Pandemie hat den Lauf der Welt stark verändert. Trotz einer Krise globalen Ausmaßes ist an vielen Orten die Rückkehr des Nationalstaats zu beobachten. Multilaterale Lösungen erwiesen sich als zahnlos. Längst geht wieder ein Gespenst um in Europa und der Welt: Das Gespenst des Nationalismus.
Was ist dran an dieser Angst?

von Jörn Spindeldreher

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  Immer wieder ist es vorgekommen, dass die Vertonung eines Kunstgegenstandes derart raumgreifend wurde, dass sie ihren Gegenstand in den Hintergrund zu drängen scheint. Wer denkt bei der Winterreise zuerst an Ludwig Müller und nicht an Franz Schubert? Wer denkt bei der Toteninsel nicht zuerst an Rachmaninow oder Reger und nicht dann erst vielleicht an Arnold Böcklin? Und wie

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von Christoph Weyer

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Israel ist ein Land mit ausgesprochen hoher Start-Up-Dichte. Diese Tatsache führte sogar dazu, dass irgendwann der Name “Startup-Nation” fiel und ein Autorenteam, das mittlerweile zum Kultbuch gewordene, gleichnamige Buch geschrieben haben. Ob zuerst der Name oder der Buchtitel da war, wird sich nie abschließend klären lassen, aber spätestens seit der Bucherscheinung wollen immer mehr Leute

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von Leon Bleiweiss

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Als Johannes Brahms 1879 von der Universität Breslau die Ehrendoktorwürde verliehen bekam, revanchierte er sich mit einer Komposition. Es war die Ademische Festouvertüre, op. 80 in cmoll, die in etwa einer Viertelstunde vier Studentenlieder zum Thema hat. Als erstes Lied wird „Ich hab mir ergeben“ zitiert, das freilich den Geschmack der damals durchaus national gesinnten

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von Christoph Weyer

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