Ernst Stadler. Poet – Scholar – Soldier

In Deutschland gibt es auf den Ersten Weltkrieg bezogen kaum eine Erinnerungskultur. Ganz anders in England; dort ist sie reich und voll, ohne immer national engstirnig zu sein. So zeigt sich beim Blick auf den elsässischen Schriftsteller Ernst Stadler, der völkerverbindend wirken wollte zwischen Deutschland und Frankreich und in Oxford studierte, wo man noch heute an ihn erinnert. Englische Erinnerungen von Dieter Jakob.


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Magdalen College Ernst Stadler_B

 

War appears to be as old as mankind, but peace is a modern invention.
SIR HENRY MAINE (1)  (1822–1888)

Most literate and intelligent men in Europe during the summer of 1914 considered that, in the circumstances, it was rather sensible to go to war. There was a mood of high excitement, even of exultation. War had come at last and the moment was to be savoured to the full.
KEITH ROBBINS (2) (2002)

 

 

Wir alle kennen die Rede von der „Geschichte, die nicht vergehen will“. Wenn die Deutschen davon sprechen, denken sie an das Dritte Reich und den Holocaust. Wenn Engländer (es sei erlaubt, die Briten unter dem gängigen deutschen Ausdruck zu subsumieren) davon reden, denken sie an The Great War, so wie der Erste Weltkrieg in England schon einmal hieß und heute wieder zunehmend genannt wird. Im Abstand der Jahrzehnte und den hundertjährigen Jahrestag des Ausbruchs im Blick ist es offensichtlich, dass die ohnehin reichhaltige Literatur über den Ersten Weltkrieg nicht abnimmt; im Gegenteil, sie nimmt zu, zumindest in England.

The Great War besetzt einen wesentlichen Teil des Geschichtsgefühls der Briten. Populäre Darstellungen, gehören sie den fiktiven oder den dokumentarischen Genres an, finden und beeindrucken ihr Publikum. Ein Blick in Liste der Ausstellungen und Publikationen des Imperial War Museum in London, in die Programme der Fernsehanstalten und in die Kataloge der Verleger genügt. Wo sonst als in England ist es vorstellbar, dass eine 1980 gegründete Gesellschaft, die Western Front Association, heute fast in jedem Regierungsbezirk (Grafschaft) einen Ableger hat? Ihre Mitglieder organisieren Reisen zu den Schlachtfeldern in Flandern und Nordfrankreich, aber sie organisieren auch Konferenzen und Seminare und geben Zeitschriften heraus, die, obwohl sie keine wissenschaftlichen Zeitschriften sind, nicht selten bedeutende Beiträge zur Erforschung des Ersten Weltkrieges veröffentlichen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Western Front Association zwar dem englischen Geschichtsgefühl entspringt und es bedient, dass aber alle am Krieg beteiligten Nationen unvoreingenommen eingeschlossen werden. Natürlich sind britische Blickwinkel unvermeidlich.

Es ist hier nicht der Ort, den Weisen und Wandlungen der Wahrnehmung und des Erinnerns des Great War im kollektiven Gedächtnis der Engländer nachzuspüren (3), so reizvoll und aufschlussreich das auch wäre, es sei an eine Einsicht Günter de Bruyns erinnert, der zum individuellen wie kollektiven Gedächtnis anmerkt:

Für die Erinnerung ist Vergangenheit nichts Unabänderliches. Nie hat sie ihren Zweck in sich selbst, immer dient sie gegenwärtigen Zwecken. Durch Vergessen, Verfälschen, Korrigieren, Deuten, Idealisieren passt die Erinnerung vergangene Tatsachen der Gegenwart an. Mit Unehrlichkeit hat das nichts zu tun, nur mit veränderlichen Standpunkten. (4)

Geschichte und Gedächtnis

Nationen und Staaten, wie auch die Kirche oder auch eine Firma, haben kein Gedächtnis (im Unterschied zur individuellen Person), sie machen sich eines. Sie „bedienen sich dafür memorialer Zeichen und Symbole, Texte, Bilder, Riten, Praktiken, Orte und Denkmäler“(5). Dadurch entsteht Identität. Nietzsche faßt den perspektivischen Charakter des Gedächtnisses unter dem Begriff des „Horizontes“ als einer standpunktabhängigen Eingrenzung des Sichtfeldes. Er versteht unter der „plastischen Kraft“ des Gedächtnisses „die Fähigkeit, im Dienste der Identitätsbildung und Handlungsorientierung eine Grenze zwischen Erinnern und Vergessen aufzubauen und damit zwischen Wichtigem und Unwichtigem, Lebensdienlichem und nicht Lebensdienlichem zu unterscheiden“ (6). Dem nationalen Gedächtnis, das sei angemerkt, geht es um „jene Bezugspunkte in der Geschichte, die das positive Selbstbild stärken“ (7) und eine positive Bewertung der eigenen Nation ermöglichen. Dabei lassen sich Siege leichter erinnern als Niederlagen. Metrostationen in Paris verweisen auf Siege Napoleons, nicht auf seine Niederlagen, und in London gibt es den Bahnhof Waterloo, an dem – der englische Humor sei gepriesen – die Züge aus dem Channel Tunnel ankommen oder zum Kontinent hin abfahren. Auch Niederlagen sind erinnerbar, wenn auch dies ungleich seltener geschieht. „Was dagegen schwerlich Einlaß ins Gedächtnis findet, sind Momente der Schuld und Scham, weil diese nicht in ein positives kollektives Selbstbild integriert werden können.“ (8) Zögerlich haben sich neue Muster des Erinnerns gebildet, vor allem in Deutschland. (9) Es ist die jüngste deutsche Geschichte, die dazu führt, dass sich in Deutschland mehr als anderswo die Einstellung zur Vergangenheit als ein „affektvolles, sensibles, ja schmerzhaftes Verhältnis“ (10) artikuliert. Eine Western Front Association ist in Deutschland nicht vorstellbar, und wenn es um eine Front geht, dann nicht um eine Westfront, sondern um die Ostfront, und sie meinte den Zweiten Weltkrieg und führte in andere Bezüge des Erinnerns (11).

Der Erste Weltkrieg: für Engländer findet er an der Western Front statt, d. h. auf den Schlachtfeldern in Flandern und in Nordfrankreich, an dem Teil der Western Front, die vom britischen Expeditionskorps (BEF) gehalten wurde. Eric Hobsbawm hat die Western Front beschrieben:

This was the ‚Western Front’, which became a machine for massacre such as had probably never before seen in the history of warfare. Millions of men faced each other across the sandbagged parapets of the trenches under which they lived like, and with, rats and lice. From time to time their generals would seek to break out of the deadlock. Days, even weeks of unceasing artillery bombardment […] were to ‘soften up’ the enemy and drive him underground, until at the right moment waves of men climbed over the parapet, usually protected by coils and webs of barbed wire, into ‘no-man’s-land’, a chaos of waterlogged shell-craters, ruined tree-stumps, mud and abandoned corpses, to advance into the machine-guns that mowed them down. And they knew they would. (12)

Der rote Mohn Flanderns

Ypern (Ypres, ausgesprochen „Wipers“) und Somme bezeichnen die Namen der Schlachten, unter denen sich der Krieg an der Western Front im britischen Gedächtnis summiert, Menin Gate (Erinnerung an etwa 90 000 Vermißte) und Thiepval (etwa 75 000) sind die Namen der Soldatenfriedhöfe, auf denen britische Soldaten begraben liegen oder an sie als Vermisste erinnert wird. „Ypern“ und „Somme“ sind die Erinnerungsorte der Western Front, wobei mit dem Begriff „Erinnerungsort“ eine Metapher gemeint ist, die von der Beobachtung ausgeht, dass das „kulturelle Gedächtnis sich auf Fixpunkte in der Vergangenheit“ richtet, die zu „symbolischen Figuren“ gerinnen, „an die sich die Erinnerung haftet. Dadurch wird sie nicht unwirklich, sondern im Gegenteil erst Wirklichkeit im Sinne einer fortdauernden normativen und formativen Kraft.“ (13)  Erinnerungsorte sind, so merken Etienne François und Hagen Schulze an, Erinnerungsorte

nicht dank ihrer materiellen Gegenständlichkeit, sondern wegen ihrer symbolischen Funktion. Es handelt sich um langlebige, Generationen überdauernde Kristallisationspunkte kollektiver Erinnerung und Identität, die in gesellschaftliche, kulturelle und politische Üblichkeiten eingebunden sind und die sich in dem Maße verändern, in dem sich die Weise ihrer Wahrnehmung, Aneignung, Anwendung und Übertragung verändert. (14)

Der Erinnerungsort bezeichnet keinen ein für alle mal abgeschlossenen geschichtlichen Raum, sondern ist stets ein Ort in einem Raum, der real, sozial, politisch, kulturell oder imaginär konfiguriert ist. Der Erinnerungsort erhält seine Bedeutung und seinen Sinn durch „seine Bezüge und seine Stellung inmitten sich immer neu formierender Konstellationen und Beziehungen“(15).

Werden die Namen ‚Ypern’ und ‚Somme’ aufgerufen, so scheint ein kollektives Gefühl berührt, das sich aus den tieferen Schichten des Bewusstseins, wo fascinosum et tremendum eingeschlossen sind, nährt.

In Flanders field the poppies blow
Between the crosses, row on row

reimte der kanadische Dichter John McRae in einem (konventionellen) Gedicht recht unbedarft und locker, das zum beliebtesten Gedicht des Krieges wurde (posthum veröffentlicht in Punch 1915).

Moderner Krieg

Die Weisen der Wahrnehmung sind aber zunehmend modern, d. h. sie entstammen den Kriegsjahren und den anschließenden 20er Jahren, da kein Krieg vorher mit dem Ersten Weltkrieg in irgendeiner Weise zu vergleichen war. Die alten Muster, die noch am ehesten von der chauvinistischen Presse verbreitet wurden, erschienen bald als überlebt und unangemessen. Als ersten modernen Krieg, das sei in diesem Zusammenhang erwähnt, könnte man den amerikanischen Bürgerkrieg bezeichnen, aber der war weit weg gewesen und betraf das englische wie das europäische Bewußtsein wenig. (16) Relativ weit weg für das englische Bewusstsein, in Flandern und Nordfrankreich, wurde zuerst auch dieser Krieg wahrgenommen. Die bald ins Unbegreifliche sich steigernde Zahl der Gefallenen und Verwundeten sollte die Wahrnehmung sehr bald ändern. Sprache, Liturgie, Ritual, Zeremonie und Hymnik der kollektiven Erinnerung begann in England unter dem Einfluß der sogenannten war poets (vor allem Rupert Brooke, Wilfred Owen, Siegried Sassoon) um die Themen des Verlustes (casualties) und der Sinnlosigkeit zu kreisen; das sollte sich bis zum Kriegsende nicht mehr wesentlich ändern. Die Nachrichten von der Front legten das nahe. Die Engländer hatten ihr Langemark am 1. Juli 1916, dem ersten Tag der englischen Offensive an der Somme. 20 000 englische Soldaten starben binnen einer Stunde, 40 000 waren verwundet.

Heimkehrende Soldaten (auf Heimat- oder Genesungsurlaub) erkannten sich in traditionellen patriotischen Stereotypen, auf die sie trafen, nicht wieder. Ein Mann des Empire, der Dichter Rudyard Kipling, der selbst einen Sohn verlor, sprach in einem Zweizeiler den Soldaten aus dem Herzen:

If any question why we died,
Tell them, because our fathers lied. (17)

Eine dezidiert moderne Ästhetik nahm sich der Darstellung des Krieges an. Darin unterschied sich England prinzipiell nicht von Deutschland, freilich sind die expressionistischen Dichter und Maler noch radikaler in der Zertrümmerung alter Formen und damit auch alter, stereotyper und erstarrter  Wahrnehmungen. Peter Clarke merkt an in Hope and Glory:

War artists no less than poets found the stereotypes, whether of military valour or English pastoral, challenged and subverted by the evidence of their own eyes. It was soon apparent that, as one artist put it, ‘the old heroics, the death and glory stuff were obsolete’. What replaced portraits of high-ranking generals or canvases of colourful cavalry charges were images of the land. Nothing came to epitomize the war like the pock-marked terrain strewn with bleached bones and all the refuse of modern warfare. (18)

Sieg und Opfer

Die Imperial War Graves Commission legte 1928 die endgültigen Zahlen vor. Danach waren im Krieg mehr als eine Million Soldaten (inklusive der Soldaten aus dem Empire) gefallen, knapp 600 000 konnten mit ihren Namen identifiziert werden, knapp eine halbe Million Soldaten galten als „vermisst“, über 170 000 Soldaten konnten nicht identifiziert werden; auf ihren Gräbern steht „known unto God“. Die englische Öffentlichkeit war auf das Ausmaß des Verlustes nicht vorbereitet, ebensowenig wie auf die Kriegsführung, die sich so bald von allen vorangehenden Kriegen unterschied. Der Krieg trug zum ersten Mal den Verlust in die Familien; und es gab nicht viele, die davon nicht betroffen waren. Das relativ kleine britische Expeditionskorps, das 1914 in Frankreich eintraf, bestand aus Berufssoldaten, mit dem aber der Krieg, angesichts der Verluste, nicht erfolgreich fortgeführt werden konnte. Kitcheners New Armies wurden mit Freiwilligen aufgefüllt, bis 1916 die Wehrpflicht eingeführt wurde. Die Familien bestanden darauf, dass ihr gefallener Sohn, Vater, Bruder ein identifizierbares Grab haben sollte. Noch in unseren Tagen berichten britische Historiker, dass Zuhörer zu Vorträgen über den Ersten Weltkrieg in überwältigender Zahl einen Vater, Großvater und Urgroßvater erinnern, der als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient hat  Und die genauen Angaben, die Kinder, Enkel und Urenkel machen können, geben Anlass zu der Vermutung, dass das Gefühl des Verlustes mit dem Gefühl des Stolzes und des Respekts verbunden ist. (19) Kleine Zettel auf Gräbern in Flandern und Nordfrankreich, hinterlassen von Nachkommen, bestätigen noch heute nur zu oft die Vermutung. Das Ausmaß der Schlächterei an der Western Front und das alle Vorstellungen überschreitende Maß der Zahlen von Gefallenen, verboten (unter dem Einfluß der skeptischen Kriegslyrik) Heroisierung und Glorifizierung nach den Mustern der Vergangenheit. Bis heute ist das Symbol der Western Front die rote Mohnblume, poppy; ein anspruchsloses, aber offensichtlich vollkommen ausreichendes Zeichen.

Zwei Motive schälten sich in der kollektiven Erinnerung sehr schnell heraus: Der Erste Weltkrieg war als Krieg ein tragisches und unsagbar trauriges Ereignis und zunehmend mit dem Epitheton „sinnlos“ belegt; zugleich brachte er im Soldaten (also im Sohn, Bruder, Onkel, Vater, Großvater und Urgroßvater) noble und erhebende Charakterzüge hervor. Das dargebotene und schließlich gebrachte Opfer (sacrifice) überwölbt beide Motive. In der Erinnerung der Familien, die in das kollektive englische Gedächtnis eingegangen ist und es dominiert (in jeder Gemeinde stehen unübersehbar an vielen Orten Denkmäler oder Ehrentafeln, die sehr genau Auskunft geben), tritt eine patriotische (d. h. politisch-ideologische) Interpretation zurück. Geoff Dyer, dem wir eine sensible Betrachtung des englischen Erinnerungsortes ‚Somme’ verdanken, schreibt:

Then as now the official idiom of Remembrance stressed not so much victory or patriotic triumph as Sacrifice. Sacrifice may have been a euphemism for slaughter but, either way, the significance of victory was overwhelmed by the human cost of achieving it. As if acknowledging that, in this respect, there was little to choose between victory and defeat, between the British and German experience of the war, memorial inscriptions were not to ‘Our’ but to ‘The Glorious Dead’. (20)

Größere nationale Monumente gibt es auf den Schlachtfeldern, in London den Cenotaph in Whitehall. (21) Heute ist das dominante Motiv der Erinnerung der Respekt vor dem Opfer; der Great War ist der politischen und historischen Debatte im kollektiven Gedächtnis weitgehend entzogen. Krone, Staat und Kirche haben sich in den öffentlichen Ritualen dieser Weise der Erinnerung angeschlossen. Die Rituale und Zeichen der Erinnerung haben darüber bestimmt, was zu erinnern ist, schließlich gilt: Für die Erinnerung ist Vergangenheit nichts Unabänderliches. Dabei bilden „Geschichte und Gedächtnis keine Opposition“, sondern sind „auf komplexe Weise miteinander verschränkt. Geschichte existiert“, so haben wir gelernt zu erkennen, „in einem doppelten Modus: es gibt Geschichte-als-Wissenschaft und es gibt Geschichte-als-Gedächtnis“. (22) Es sind die Philosophen und Historiker, die sich mit den Fragen, die jenseits der kollektiven Erinnerung bleiben, auseinandersetzen müssen.

Für England war der erste „moderne“ Krieg der Zweite Burenkrieg (1899–1902). Modern insofern, als in diesem Krieg nicht nur Berufssoldaten, sondern in großer Zahl Freiwillige kämpften und fielen. Modern aber auch in der Hinsicht, dass General Kitchener, der britische Oberkommandierende, zur Bekämpfung des Widerstands der Buren, die angesichts der überwältigenden Übermacht der britischen Truppen in den Guerillakrieg auswichen, zur Taktik der verbrannten Erde überging, die Farmen der Buren niederbrannte, die Ernte vernichtete und Konzentrationslager einrichtete, in denen die vertriebenen Buren (Kinder, Frauen) zu Zehntausenden umkamen. Das Jahrhundert, könnte man heute rückblickend sagen, hatte seine Visitenkarte als Jahrhundert der Lager abgegeben: Machtausübung durch Terror und Mord, verbunden mit völliger Gefühllosigkeit. Es ist die Geburt des Gedankens der Vernichtung des Gegners (23).

Ehrentafeln

Aus der Zeit des Burenkrieges stammen die ersten Monumente und Ehrentafeln, die Namen von einfachen Soldaten enthielten. Dies war bisher nicht der Brauch. Die Berufssoldaten der früheren Kriege kämpften und starben nicht im Scheinwerferlicht öffentlicher Aufmerksamkeit. Dies war den höheren Offizieren vorbehalten.

Unter den britischen Gefallenen des Great War sind die Angehörigen der Oberschicht überproportional vertreten: die ehemaligen public school boys und die Studenten aus Oxford (24) und Cambridge. Hobsbawm fasst zusammen:

The British lost a generation – half a million men under the age of thirty – notably among their upper classes, whose young men, destined as gentlemen to be officers who set an example, marched into battle at the head of their men and were consequently mown down first. One quarter of the Oxford and Cambridge students under the age of twenty-five who served in the British army in 1914 were killed. (25)

So wie in jedem Dorf, in jeder Stadt des Great War und der Gefallenen gedacht wurde, so wurden nun auch in den Colleges und Institutionen der Universitäten von Oxford (26) und Cambridge Ehrentafeln errichtet. The Oxford University Roll of Service 1914-1919 nennt 14.561 Namen, The Rolls of Honour (Liste der Gefallenen) verzeichnet 2.860 Namen (27). Es gibt kein Ehrenmal der Universität Oxford; jedes College und jede Institution der Universität gedachte seiner Toten für sich. Die Ehrentafeln, die auf den Great War verweisen, sind deutlich herausgehoben gegenüber denen, die späteren Kriegen gelten. Vielleicht ist dies auch Ausdruck der (späteren) Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs als der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

Deutsche Namen in Oxford

Als die Ehrentafeln in den zwanziger Jahren errichtet wurden, fand sich noch kein Hinweis auf die ehemaligen Mitglieder eines College, die aus Deutschland kamen und auf deutscher Seite gefallen waren. Es war das New College, das 1930 dieses Schweigen unterbrach und eine Ehrentafel für die deutschen Gefallenen im Vorraum der Chapel anbrachte. Der Text lautet:

In memory of the men of this College who, coming from a foreign land, entered into the inheritance of this place, & returning, fought and died for their country in the war 1914–1919

Drei deutsche Namen sind angefügt.

Vor dem Krieg hatte es zwischen Oxford und den deutschen Universitäten einen lebhaften internationalen Austausch gegeben, der nicht zuletzt in dem Ansehen begründet war, das die deutsche Universität um 1900 in der gesamten wissenschaftlichen Welt erreicht hatte. Im Juni 1914 noch hatte Oxford mit der Verleihung von Ehrendoktorwürden an verschiedene Deutsche (unter ihnen Richard Strauss, der deutsche Botschafter in London, Fürst Lichnowsky, und der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha) den deutschen Beitrag zur europäischen Kultur in der großen Zeremonie, die Encaenia (28) genannt wird und der Höhepunkt des akademischen Jahres ist, gefeiert. Fünf Wochen später waren die engen Bande zerschnitten. Sie sollten nie wieder so eng geknüpft werden.

Mit dem Kriegsausbruch verschwanden aus Oxford nicht zuletzt die deutschen Rhodes Scholars, die einen nicht unerheblichen Teil zum akademischen Leben ihres College und der Universität beigetragen hatten. Cecil Rhodes, der südafrikanische Empire builder, hatte der Universität Oxford in seinem Testament (1899) drei Millionen Pfund für eine Stiftung vermacht, um hervorragend qualifizierte Studenten (ideal qualified students) aus dem Empire und den Vereinigten Staaten nach Oxford zum Studium einzuladen; in einem Zusatz zum Testament (1901) wurden auch deutsche Studenten – Rhodes hatte inzwischen Kaiser Wilhelm besucht – aufgenommen, nicht zuletzt in der Absicht, durch wachsendes Verständnis unter den Eliten Krieg zwischen den drei großen Nationen – Großbritannien, USA, Deutschland – unmöglich zu machen. (29) Für Deutschland hatte der Kaiser das alleinige Vorschlagsrecht. (30) Aus Deutschland sollten jährlich fünf Rhodes-Stipendiaten kommen. Bedingt durch das Vorschlagsrecht des Kaisers und der im Testament niedergelegten Auffassung von Cecil Rhodes, dass er sich als Kandidaten keine bookworms vorstellen könne, ist es nicht verwunderlich, dass in den ersten Jahren vor allem aristokratische Namen auftauchen. Das führte zu Misshelligkeiten und zu mancher von den deutschen Universitäten ausgedrückten Unzufriedenheit, in deren Konsequenz die Zahl der Nicht-Aristokraten sich bis 1914 ständig erhöhte. (31)

Ernst Stadler

Unter den deutschen Rhodes Stipendiaten, die im Jahre 1906 für zwei Jahre an der Universität Oxford aufgenommen wurden, befand sich der 1883 in Colmar im Elsaß geborene Doktor der Philosophie und angehende Schriftsteller Ernst Maria Richard Stadler. Er war der zweite Sohn des kaiserlichen Staatsanwalts und späteren Kurators der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg, Adolf Xaver Stadler und seiner Frau Regine Catherine. Die Eltern sind ins Elsaß eingewandert, sie stammen aus dem Allgäu. Sie gehören also im Elsaß zu den sogenannten „Altdeutschen“. Im Jahre 1886 zieht die Familie nach Straßburg.

Ernst Stadler besucht das Protestantische Gymnasium in Straßburg und legt dort 1902 sein Abitur ab. Er gilt als poetisch begabter Schüler, ist ein begeisterter Theaterbesucher und versucht sich schon während seiner Schulzeit in kleinen literarischen Stücken. Inzwischen hat er den gleichaltrigen René Schickele kennengelernt, der schon einen Gedichtband herausgegeben hat („Sommernächte“, 1901), zu ihm entwickelt er ein freundschaftliches Verhältnis, das Zeit seines Lebens anhält. Es findet sich ein Kunst-Kreis zusammen („Jüngstes Elsaß“), in dem Schickele die herausragende Rolle spielt und der das Denken Ernst Stadlers tief beeinflusst. Ziel ist die geistige und künstlerische Erneuerung des Elsaß, aber nicht im Sinne etwa einer nationalistisch-ethnischen Ideologie (wie die von den Nationalisten geforderte Germanisierung), sondern im Sinne der Grenz-Überwindung, „im Sinne einer Synthese von Deutschem und Französischem, wobei dem Elsaß die Vermittlungsfunktion zukommen sollte“ (32). Damit war das Lebensthema Ernst Stadlers angeschlagen, das er selbst als „geistiges Elsässertum“ beschreibt.

Dieses „geistige Elsässertum“ findet zunächst Ausdruck in der von René Schickele ab 1902 herausgegebenen Zeitschrift „Der Stürmer“ (die Anklänge an den Sturm und Drang sind unüberhörbar), an der sich auch Ernst Stadler mit Beiträgen beteiligt. „Der Stürmer“ wie auch „Der Merker“ sind äußerst kurzlebige Zeitschriften. Sie enthalten aber die ersten Texte der „jüngsten Elsässer“. Diese sind zum teil äußerst provokativ und reizen das konservative Publikum. Im Sommer des Jahres 1902 hat Ernst Stadler mit dem Studium der Germanistik, Romanistik und der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Straßburger Universität begonnen. Er nimmt rege am kulturellen Leben Straßburgs teil, entdeckt Friedrich Nietzsche, Richard Dehmel, Detlev Liliencron und Arno Holz und beginnt, Gedichte aus dem Französischen zu übersetzen. Die Dichtungen Stefan Georges und Hugo von Hofmannsthals beeindrucken ihn tief; ersten französischen Einfluss übt Henri de Régnier (1864–1936) aus. Nach dem Militärdienst wechselt er mit einigen Freunden vom „Stürmer“ für ein Semester an die Universität München. Nach seiner Rückkehr intensiviert er sein Studium. Er wird mit einer Dissertation über Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ betraut, die er 1906 mit dem Doktor der Philosophie abschließt. Im Herbst 1906 wird er am Magdalen College der Universität Oxford immatrikuliert.
Stadler, der deutsche und französische Literatur studierte, war nicht immer glücklich in Oxford, noch war das College immer glücklich mit ihm. Er sah sich als deutscher Rhodes Stipendiat, nach seinem in Straßburg erworbenen Doktorgrad, am Magdalen College in den Stand eines undergraduate zurückversetzt, da Oxford die meisten akademischen Titel anderer Universitäten nicht anerkannte. Oxford dons betrachteten zu dieser Zeit kontinentale oder amerikanische Doktorgrade als Allerweltsdiplome oder vulgäre amerikanische Erfindungen. Auch die strikten Regulationen des Studiums, mit denen der an die Freiheit der Wissenschaft gewöhnte junge Akademiker aus Deutschland sich nur schwer abfinden konnte, obwohl er dies mit Takt und Intelligenz dann doch tut, trugen dazu bei, dass unterschiedliche Auffassungen nicht selten zu Konflikten führten.

Shakespeare und der deutsche Geist

Stadler benutzt seinen Aufenthalt in Oxford zur Arbeit an seiner Habilitation, die er auch, kurz nach seiner Rückkehr von England, 1908 mit einer Untersuchung der Übersetzung Shakespeares durch Wieland an der Universität Straßburg abschließt. Er wird zum Privatdozenten ernannt, aber noch im gleichen Jahr 1908 bewirbt sich Stadler wieder am Magdalen College, um eine Dissertation zum Erwerb des B.Litt. an der Fakultät für englische Literatur einreichen zu können. Das College wie die Fakultät lehnen ab, sie halten Stadler für nicht ausreichend qualifiziert (!), doch schließlich wird er zum Studium an der Fakultät für moderne Fremdsprachen zugelassen. 1910 ist Stadler wieder in Oxford. Das Thema seiner dritten Dissertation ist die Geschichte der Shakespeare-Kritik in Deutschland. Obwohl er fleißig und intensiv arbeitet, geht die Arbeit langsamer voran als gedacht. Stadler war inzwischen zum Privatdozenten an der Freien Universität Brüssel ernannt worden. Zudem verfaßt er längst eigene Werke, ediert Ausgaben verschiedener Dichter und nimmt rege am literarischen Leben teil. Dass Friedrich Gundolfs 1911 erschienenes epochales Werk „Shakespeare und der deutsche Geist“ zur Verzögerung der Abgabe seiner Dissertation beiträgt, darf mehr als vermutet werden. Schließlich reicht Stadler die Schrift ein, bevor die durch College und Universität angedrohten Sanktionen in die Tat umgesetzt werden. (33) Stadler, schreibt Richard Sheppard später, habe jeden Grund gehabt, „to feel resentful“ (34). Diese Misshelligkeiten halten Stadler nicht davon ab, die englische Kultur mit allen Sinnen aufzunehmen. „In Oxford, das später als ‚dear old place’ in seinen Briefen erscheint,“ schreibt Karl Ludwig Schneider, der Herausgeber des Stadlerschen Werkes, „erschloß sich dem Elsässer, der bereits in den Kulturen zweier Völker zu Hause war, auch noch die englische Welt, und er festigte sich nun in jener Bewußten und wohlfundierten geistigen Internationalität, die den besonderen Reiz seiner Persönlichkeit ausmachte.“ (35) Freunde berichten, dass er in Haltung, Auftreten und Kleidung als „Engländer“ zurückgekommen sei. Wir halten einen Augenblick inne und erinnern uns an Hugo von Hofmannsthal, der in „Erinnerung schöner Tage“ bekannte: „Auf Verwandlungen geht unsere tiefste Lust“.

Stadlers wissenschaftliche Karriere setzt sich außerhalb Englands fort. In Brüssel wird er 1910 zum außerordentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Université libre berufen. In Brüssel führte er ein wahrhaft kosmopolitisches Leben. Im Juni 1914 erfolgt seine Ernennung zum Associate Professor der Universität Toronto. Zu der Aufnahme dieser Tätigkeit im September 1914 sollte es nicht mehr kommen.

Als Dichter hat sich Ernst Stadler dem Expressionismus angenähert. Er hat das Epigonenhafte der frühen Werke verlassen und einen eigenen unverwechselbaren Ton gefunden. Sein Ruhm als Lyriker beruht vor allem auf den Gedichten des 1913 bei Kurt Wolff erschienenen Bandes „Der Aufbruch“. Dieser Band faßt seine dichterische Produktion der Jahre 1910 bis 1913 zusammen. „Hier war“, so rühmte hingerissen Carl Sternheim, den er in Brüssel kennengelernt hatte, „Leben unserer Tage in überzeugenden Lauten endlich rhythmisch gestanzt, und Freude des Schöpfers, Glück über die entdeckte Herrlichkeit strahlte durch alle Zeilen.“ (36) Neben den Dichtungen entstehen immer mehr Essays und Rezensionen, die den Literaturwissenschaftler, homme de lettres und Übersetzer ausweisen. Ernst Stadler ist Mitarbeiter der Zeitschriften „Das Neue Elsaß“ und „Cahiers Alsaciens/Elsässer Hefte“, zunehmend aber auch avantgardistischer Zeitschriften in Berlin und Leipzig, vor allem veröffentlicht er in den Zeitschriften des Expressionismus wie „Die Aktion“ und „Die Weißen Blätter“. Auch die Übersetzungen aus dem Französischen nehmen zu. In Brüssel übertrug er zunächst eine Probe aus Charles Peguys Schriften und eine Auswahl aus Balzacs Novellen und Erzählungen. Vor allem aber faszinierte ihn der Dichter Francis Jammes. Als 1913 „Die Gebete der Demut“ erschienen, fanden sie eine begeisterte Aufnahme. Ein Kritiker meinte, dass hier der seltene Fall vorliege, dass die Übersetzung eine „dem Original weit überlegene Schöpfung“ (37) sei.

Nationalismus und geistiges Elsässertum

In den Jahren unmittelbar vor dem Ausbruch des Krieges wurde offensichtlich, dass das nationalistische Fieber in Europa zunahm. In verschiedenen Aufsätzen nimmt Ernst Stadler zur Utopie des „geistigen Elsässertums“ Stellung: gegen den Nationalismus und gegen den Krieg, der als Möglichkeit immer mehr am Horizont aufsteigt. In einer Festrede für die Gesellschaft für elsässische Literatur enthüllt er seine Idee, unter der er die elsässische Literatur erblickte: Das Elsaß ist ihm „Symbol einer dereinstigen schönen Vereinigung und Versöhnung Frankreichs und Deutschlands, ja eine Brücke zur Versöhnung Europas“ (38). Vor allem in seinen Aufsätzen und Briefen über René Schickele und über das Elsaß entwirft er seine Idee von der Vermittlerrolle des Elsaß. In einem langen Aufsatz von 1913 schreibt er:

Elsässertum, das ist nicht irgend eine mehr oder weniger belanglose geographische Einreihung. Es ist das ‚Bewußtsein einer Tradition, einer kulturellen Aufgabe, die man gerade bei uns hat verstehen lernen, wo man eine Zeitlang entwurzelt herumschwamm auf fremden Strömungen, bis die alten Wurzeln in den neuen Boden schlugen.’ Elsässertum ist nicht etwas Rückständiges, landschaftlich Beschränktes, nicht Verengung des Horizontes, Provinzialismus, ‚Heimatkunst’, sondern eine ganz bestimmte und sehr fortgeschrittene seelische Haltung, ein fester Kulturbesitz, an den romanische sowohl wie germanische Tradition wertvollste Bestandteile abgegeben haben. Ein seelischer Partikularismus, dessen Besitz Überlegenheit und Reichtum bedeutet, und den in gültigen Werken zu dokumentieren, die Aufgabe der neuen elsässischen Literatur sein muß. Von hier aus wird sich die Möglichkeit einer aktiven Beeinflussung der deutschen Literatur durch den elsässischen Geist ergeben, einer Bereicherung, Auffrischung, Befruchtung durch Zuführung neuen Blutes. (39)

Stadler ist kein Pessimist. Er glaubt nicht, dass das Elsaß unter dem Einfluss der „Altdeutschen“ bewogen werden kann zu „verpreußen“, wie manche fürchten. Er ist sich sicher, dass das Elsaß seine Eigenart bewahren wird. In einer kleinen Skizze von 1911, überschrieben Wenn man heimkommt, steht: „Der nach längerem Fernsein Heimgekehrte fühlt das unzerstörbar Zähe des elsässischen Charakters, fühlt die Unvergänglichkeit der weicheren, lässigeren, westlichen Luft, die hier um alle Dinge webt.“ (40) Politisch deutlicher äußerst sich Stadler in einem kleinen Artikel zu den Feierlichkeiten der vierzigjährigen Zugehörigkeit des Elsaß zum Reich:

Aber die junge Generation, der Kriegserinnerung ferner, weniger geneigt zu der Unbedingtheit ausgesprochener Parteinahme, schafft sich aus der alten Not eine neue Tugend und sucht beide Elemente in sich zu fassen, immer das Ideal einer zukünftigen Synthese vor Augen. So entsteht der neue elsässische Partikularismus, der die gänzliche Unterordnung unter eine der beiden großen Kulturen ablehnt und allen nationalistischen Verwaltungsversuchen beider Seiten gegenüber das Recht des Elsasses auf seine Sonderart behauptet, wie sie aus geographischen und historischen Bedingungen entstanden ist. Eine kluge deutsche Politik möge diesen jungen Partikularismus hegen und fördern. (41)

Bande zwischen Erbfeinden?

Der Ton Stadlers wird drängender, der Hintergrund bedrängender. In der Besprechung (1911) des Romans „Elsässische Tragödie“ von Hans Karl Abel trägt er seine Auffassung von der europäischen Aufgabe des Elsaß noch prägnanter vor: Der Elsässer, so schreibt er, habe die Aufgabe

die beiden Völker, an das Elsaß als Grenzland und durch die Besonderheit seines politischen Schicksals mit Banden der Liebe und Dankbarkeit geknüpft ist, einander näher zu bringen, jene törichte und schädliche Imagination vom ‚Erbfeind’ zu verscheuchen und auf ein freies und offenes Verständnis und Anerkennung der gegenseitigen Vorzüge hinzuarbeiten. Erst wenn einmal dieses Ziel erreicht ist, und nicht mehr beschränkter und hetzerischer Nationalismus von beiden Seiten den Elsässer, der sich gerne seiner zwiefachen kulturellen Verschuldung bewußt bleibt, aufreizt, wird auch das Land endlich zur Ruhe kommen. (42)

Diese Ruhe zu finden, war dem Elsaß nicht vergönnt. Der beschränkte und hetzerische Nationalismus bleibt allgegenwärtig. Kurz vor seiner Abreise aus Brüssel im Mai 1914 hielt Stadler dort einen öffentlichen Vortrag innerhalb der Reihe „Notre jeunesse“ über „La Jeunesse Allemande“. Hier breitet er seine Gedanken aus über das Junge Deutschland der Dichter und Künstler, das einen „beschränkten und hetzerischen Nationalismus“ ablehne und sich intellektuell, künstlerisch und politisch zunehmend nach Europa orientiere. In einem Brief an René Schickele berichtet Stadler, auf welche Empörung sein Vortrag „beim verstockten und muffigen Circle, der sich Brüsseler Deutsche Colonie nennt“ gestoßen sei und bekennt, schon etwas resigniert: „Ich bin reichlich deutschlandmüde, und so geht mir Canada als der Stern eines tröstlicheren Morgens auf.“ (43)

Dieser Stern ging, wie wir wissen, nicht mehr auf. Ein paar Wochen später bricht der Krieg aus. Für Ernst Stadler der Anfang eines großen Unglücks. Es ist, so schreibt Helmut Uhlig in seinem „Versuch über Ernst Stadler“,

die besondere Tragik Stadlers und vieler großer Begabungen seiner Generation, dass sie als Opfer einer ihnen fremden Vergangenheit in einem Kriege fielen, den sie nicht nur verabscheuten, sondern vor allem auch gar nicht mehr begreifen konnten, da für sie der Mann im anderen Graben aufgrund ihrer weltanschaulichen Einstellung Freund und nicht feind war. (44)

Tod in Flandern

In Paris hatte ihm im Sommer eine Wahrsagerin den baldigen unnatürlichen Tod verkündet. Freunde berichten später, dass er dieser Prophezeiung geglaubt hat.

Ernst Stadler erhält am Tage der Erklärung des „Zustands drohender Kriegsgefahr“ (31. Juli 1914) als Reserveleutnant die Order, sich sofort bei seiner Truppe, dem Feldartillerieregiment 80 in Colmar, zu melden. Heinrich Beecke, der Maler und Freund aus Straßburger Tagen, erinnert sich 1953:

1914, am Tage der ‚drohenden Kriegsgefahr’, war E.St. (mit den übrigen in Straßburg noch wohnenden Freunden) bei mir zu Gast in meinem damaligen Atelier am Ruprechtsauer Tor. Es wurde eine große gute Pfirsichbowle vertilgt, die alle bis spät nach Mitternacht zusammenhielt. Keiner nahm die Vorahnungen Stadlers, dass er in kurzer Zeit fallen werde, jedenfalls nicht mehr zurückkehren werde, ernst. Und während draußen vor dem Atelier die verstärkte Wache am Tor aufzog, ertönte plötzlich in meinem Atelier wie ein einstimmiger Protest gegen den Krieg die ‚Marseillaise’. Das war das letzte Mal, dass ich E. Stadler sah. (45)

Stadlers Regiment wird über Straßburg, Trier und Lüttich nach Löwen verlegt. Von da geht es an die Marne-Front, Mitte Oktober nach Flandern. In der ersten Schlacht bei Ypern fällt Ernst Stadler am 30. Oktober 1914 bei Zandvoorde; zerrissen von einer englischen Granate. Ernst Stadler liegt nicht auf einem Soldatenfriedhof in Flandern begraben: Am Anfang des Krieges konnten gefallene Soldaten noch in die Heimat überführt werden. Herbert Stadler, sein älterer Bruder, holt ihn von Zandvoorde mit dem Auto nach Straßburg. Ernst Stadler wird am 12. Dezember 1914 in Straßburg in dem Familiengrab auf dem Ruprechtsauer Friedhof (Cimetière St-Louis Robertsau) beigesetzt.

Halten wir einen Augenblick inne.

Geistiges Elsässertum: Wir wissen nicht, was Ernst Stadler zur französischen Politik im Elsaß nach dem Kriege gesagt hätte; wir ahnen es vielleicht. Wir wissen mit viel mehr Bestimmtheit, was er zum Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland gesagt hätte. Sein Freund René Schickele, der auch ein Freund Wilhelm Hausensteins war, hat beides erfahren. (46)

„Ich bin nur Flamme, Durst und Schrei und Brand“ (Anrede) und „Und in grenzenlosem Michverschenken / Will mich Leben mit Erfüllung tränken“ (Form ist Wollust) hatte der Dichter des frühen Expressionismus Ernst Stadler in die Welt hinaus und dem Leben entgegen gerufen. Letzte Erfüllung war ihm nicht beschieden. Die jungen Dichter und seine Freunde in Deutschland, Frankreich, Belgien und England betrauern ihn. In der Zeitschrift Die Aktion schreibt Franz Pfempfert, ihr Herausgeber:

Ernst Stadler ist, einunddreißigjährig, im Westen gefallen … Bis zum Kriegsausbruch wirkte der Dichter als Universitätsprofessor in Brüssel. Nun ist er seinem Freund Charles Peguy, dessen Werke er uns vermittelte, gefolgt. (47)

Die Gestalt und die Bedeutung des elsässischen und deutschen Europäers Ernst Stadler umreißt Hermann Hesse im Februar 1915 in dem Nachruf in der Neuen Zürcher Zeitung:

Es wäre falsch, dieses Europäertum eines deutschen, dem in Frankreich etwa ein Geist wie Romain Rolland entspricht, als eine vereinzelte Zufälligkeit anzusehen. Es ist viel mehr, es ist eine frühe, noch vereinzelte Blüte eines europäischen Geistes, eines Freundschaftsbedürfnisses zwischen germanisch-gotischem und romanisch-klassischem Geist. Es ist eine Frucht desselben Geistes, aus dem seit zwei und mehr Jahrzehnten in Deutschland und in Frankreich viele der begabtesten und ernsthaftesten Jungen sich um ein nachbarliches, freundliches, fruchtbares Zusammengehen der beiden Völker bemüht haben. (48)

Würdigung in Oxford

Das Grab Ernst Stadlers auf dem Ruprechtsauer Friedhof in Straßburg besteht heute noch. Es wird vom französischen Ministerium für Kriegsveteranen und Opfer des Krieges seit 1969 „auf Ewigkeit“ erhalten und gepflegt.
Im Jahr 1928 ist im Rhodes House in Oxford eine Gedenktafel angebracht worden, als Teil einer Wand in der Rotunda, der Eingangshalle. Unter den Jahreszahlen ‚1914–1918’ stehen die Namen der im Krieg gefallenen Rhodes Scholars, nach Ländern geordnet: South Africa, Australia, New Zealand, Newfoundland, Bermuda, Jamaica, Canada, United States of America, Germany; insgesamt 70 Namen. Unter den zehn deutschen Namen befindet sich der Ernst Stadlers.

Auf den Tag genau 80 Jahre nach seinem Tod ehrte das Magdalen College in Oxford Ernst Stadler durch eine Gedenkfeier, bei der im Vorraum der Chapel eine Tafel enthüllt wurde, auf der zu lesen steht:

POET • SCHOLAR • SOLDIER
IN MEMORY OF
ERNST STADLER
KILLED AT
YPRES
1914
„MENSCH, WERDE WESENTLICH!“

Das Zitat „Mensch, werde wesentlich!“ stammt aus einem Gedicht Ernst Stadlers, dem „Spruch“. Der von Stadler zitierte Vers ist dem „Cherubinischen Wandersmann“ des Angelus Silesius entnommen.(49) Der schlesische Mystiker, das sei nebenbei erwähnt, hat in Straßburg und Leiden studiert; die große Studienreise durch Europa war für barocke Dichter, man denke an Andreas Gryphius, nichts Ungewöhnliches. Stadlers Gedicht, das im „Aufbruch“ steht, sei im Wortlaut zitiert:

Der Spruch
In einem alten Buche stieß ich auf ein Wort,
Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage fort:
Und wenn ich mich an trübe Lust vergebe,
Schein, Lug und Spiel zu mir anstatt des Wesens hebe,
Wenn ich gefällig mich mit raschem Sinn belüge,
Als wäre Dunkles klar, als wenn nicht Leben tausend wild
verschlossne Tore trüge,
Und Worte wiederspreche, deren Weite nie ich ausgefühlt,
Und Dinge fasse, deren Sein mich niemals aufgewühlt,
Wenn mich willkommner Traum mit Sammethänden streicht,
Und Tag und Wirklichkeit von mir entweicht,
Der Welt entfremdet, fremd dem tiefsten Ich,
Dann steht das Wort mir auf: Mensch, werde wesentlich! (50)

Stadler, der moderne Dichter, nimmt die Aufforderung des barocken Mystikers auf, dreht aber die von Angelus Silesius gesuchte Weltverneinung in Weltzuwendung um. Weltzuwendung, Weltfreudigkeit, Lebensenthusiasmus sind Vokabeln, die immer wieder bei Stadler auftauchen. In der neuen Literatur seiner Zeit, des Expressionismus, und in der Jugend Europas erkennt er „Zeichen eines neuen, freudigen, allumspannenden Weltgefühls.“ (51)

Ich hatt einen Kameraden

Das Magdalen College, Oxford, richtete am 30. Oktober 1994 eine Gedenkfeier für Ernst Stadler aus. Stadler kannte diese Zeremonien in Oxford. Für die Straßburger Neue Zeitung schreibt er 1910 eine kleine Impression, von feiner Ironie durchzogen, über die Ehrung des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt (Encaenia). Darin heißt es: „Mit dem umfänglichen Zeremoniell, mit dem sich an diesem traditionsschweren Orte offizielle Akte abzuspielen pflegen, vollzog sich heute die lang angekündigte und vorbereitete Roosevelt-Ehrung der Universität Oxford.“(52) Ernst Stadler hätte sie wohl nicht sehr verschieden von der empfunden, die ihm über achtzig Jahre später galt.
Der Präsident des Magdalen College, A.D.Smith, schreibt im Vorwort der zu dieser Ehrung erschienenen kleinen Monographie von Richard Sheppard, dem Magdalen Fellow in German:

As the reader will discover, Stadler as a student does not appear to have been accorded any great encouragement, still less benevolence by the Magdalen of eighty years ago. But one may be sure that from today he takes an acknowledged place among the many distinguished poets who have studied or taught at Magdalen, just as he takes his place of honour among those Magdalen students and scholars, from many lands, who have lost their lives  in the wars of this century. (53)

Die Gedenkfeier fand in der Chapel des Magdalen College statt. Akademische Feiern in einem College, wie in der Universität, sind eingebettet in einen Gottesdienst, heute wie im Mittelalter. Der schwarze Talar, den sich Studenten wie Dozenten zu einem solchen Anlaß überziehen, bezeugt Respekt vor Traditionen, wahrt Formen, die in ihrer Unaufdringlichkeit auch dem Nichtgläubigen kaum als Nötigung erscheinen können.

Nachdem die Mitglieder des College und die Gäste Platz genommen haben, unter ihnen der deutsche und der französische Botschafter, zieht der Chor der Chorschule ein, mit dem Kaplan an der Spitze. Der Magdalen Choir besteht seit dem Mittelalter, auch heute ist er ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens am College. „Iustorum Animae“ von Orlando di Lasso erklingt, dann spricht der Kaplan Worte des Gedenkens. Knapp und eindringlich umreißt er die Gestalt des Menschen und Dichters Stadler und erinnert an das Gebot zu Frieden und Versöhnung. Es folgen das Vaterunser und ein Kirchenlied. Der Präsident des College übernimmt den ersten Teil der Lesung aus der Bibel, der deutsche Botschafter den zweiten. Ein weiterer Choral folgt, bevor eine Studentin Wilhelm Klemms Gedicht „Abend im Feld“ (1914) in englischer Übersetzung und in Deutsch rezitiert. Der Schauspieler Michael Denison, einst Student am College und in dem Film „Shadowlands“ der vorwiegend am Magdalen College spielt, dem englischen Publikum vertraut, spricht Wilfred Owens Gedicht „Strange Meeting“, das von der Phantasie eines englischen Soldaten handelt, in der Hölle auf einen deutschen Soldaten zu treffen, den er eben getötet hat und mit dem er nun über die Wirklichkeit des Krieges spricht. Aus dem Gedicht, das zu den berühmten Gedichten aus dem Great War zählt und das heute jedes englische Schulkind kennt, stammen die immer wieder zitierten Zeilen:

For by my glee might many men have laughed,
And of my weeping something had been left,
Which must die now. I mean the truth untold,
The pity of war, the pity war distilled. (54)

Es folgt nun Ernst Stadlers „Der Spruch“, vertont durch den Musikdozenten des College. Nach dem abschließenden Gebet des Kaplans beendet Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ (in englischer Übersetzung) das Gedenken in der Magdalen Chapel. Der Chor führt die Prozession zu den Ehrentafeln für die Gefallenen. Nach den Segensworten des Kaplans spricht Michael Denison in Englisch und Deutsch eines der letzten Gedichte Stadlers: „Resurrectio“. In die Stille des Gedenkens erklingt das „Lied vom guten Kameraden“ (Uhland 1809), vorgetragen durch den ersten Chorsänger: verhalten, unsentimental und leise.

Im Anschluss für das Kollegium des College und die Gäste: Sherry und Geplauder in den offiziellen privaten Gemächern des Präsidenten. Räume, die ausgestattet sind mit ausgesuchten Antiquitäten. Es kann gut sein, dass schon Oscar Wilde die Tapeten im privaten Esszimmer bewundert hat. Sie wurden von Augustus Pugin entworfen. Es kann auch gut sein, dass Ernst Stadler das Magdalen College ausgesucht hat, weil Oscar Wilde an diesem College gewesen war und er sich eine liberale Haltung den Künsten gegenüber erhoffte. Danach das große Dinner in der Hall. Hier sind die Studenten wieder dabei. Es ist Sonntagabend, da gibt es ein besonderes Dinner. Nach wie vor stehen auf den langen Tafeln die Wasserkaraffen, doch die Butler des College offerieren aufmerksam elsässischen Wein. Im Nachklang an die Feier ist man von ferne an ein Motiv expressionistischer Lyrik erinnert: Brot und Wein. Doch die Gegenwart fordert ihr Recht. Das gesellige Plaudern kommt erst zu seinem Ende, als der Präsident das Zeichen zum Aufbruch gibt. Portwein und letzte Gespräche in den zuvor verlassenen Gemächern, bis es in den späten Abend hineingeht. – Ernst Stadler hätte das gefallen.

Bevor der Besucher das College verläßt und über die gepflasterten Höfe, an der Pförtnerloge vorbei, den Ausgang in den immer noch fließenden Verkehr der High Street gewinnt, sieht er sich mit einer Sammelbüchse konfrontiert, über der ein kleines Schild Auskunft lakonisch gibt: DRESDEN. Eine Aktion des Magdalen College.

The pity of war

Am 22. August 1914, der Krieg ist drei Wochen alt, hält Ernst Stadler in seinem Kriegstagebuch die Wirklichkeit des Krieges fest, illusionslos, nüchtern:

Vor Hohwalsch macht unser Regiment halt. Hier war an den Tagen zuvor ein großes Gefecht. Ich gehe mit dem Hauptmann und Poel ins Dorf. Zum ersten Mal zeigt der Krieg sein ganzes Grauen. Ein Trümmerhaufe. Kein Haus verschont. Löcher in den Wänden, oder zu Gerippen niedergebrannt. Im Glockenstuhl der ganz eingeäscherten Kirche hängt noch die Glocke. Verbogene Dachsparren ragen heraus.
Schon auf dem Weg sind Pferdekadaver, aufgedunsen, mit vorgestreckten Hinterbeinen.

Auf der Straße riesige Krater und Trichter, die die schweren Fußartilleriegeschosse ausgeworfen haben. Tote in Massen. Tornister, Hemden, Wäsche, Fleisch. Die Toten im Dorf meist den Kopf mit einem Tuch verhüllt. Nachher auch das nicht mehr. Im Chausseegraben einer neben dem anderen. Fürchterlich zugerichtet durch die Artilleriegeschosse. Einem das ganze Unterkinn weggerissen. Ein ganzer Schützengraben voll gefallener Franzosen. Dann tote Deutsche, die ihn gestürmt haben. Ein ganz junger Leutnant. An den Leichen sind schon die Fliegen. (55)

„Mensch, werde wesentlich!“ haben die Fellows des Magdalen College der Universität Oxford dem elsässischen und deutschen Europäer Ernst Stadler, ihn zitierend, achtzig Jahre nach seinem Tod auf die Gedenktafel gesetzt und ihn in die englische Erinnerung zurückgeholt.

Nach dem Rausch, nach dem Wahn die Ernüchterung und die Trauer. Bleiben wir auf der Hut. Wenn wir vom Frieden reden, merkt Christopher Coker in seiner Studie über den Einfluss der Krieges auf das moderne Bewusstsein an, werden wir mit einem Paradox konfrontiert. Wenn immer uns das Wort Frieden begegnet, denken wir an den Krieg. Der Krieg besetzt das moderne Bewußtsein. (56) Der Krieg ist in der Moderne nicht das Abnorme, sondern die Norm.

Wir brauchen uns nur zu erinnern:

War had come at last and the moment was to be savoured to
the full.

Was bleibt?

The pity of war, the pity war distilled?

 

 

 

Anmerkungen

(1) vgl. Michael Howard: The Invention of Peace. Reflections on War and International Order. London 2000, S. 1 (deutsch: Die Erfindung des Friedens. Lüneburg 2001)
(2) Keith Robbins: The First World War. Oxford 2002, S. 1
(3) vgl. die kurze Zusammenfassung der Wahrnehmung des Krieges und der Erinnerung bei Niall Ferguson: The Pity of War. London 1998, S. xix – xlv
(4) Günter de Bruyn: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter. Halle/Leipzig 1975, S. 16
(5) Aleida Assmann: Kollektives Gedächtnis. In: Nicolas Pethes/Jens Ruchatz (Hg.): Gedächtnis und Erinnerung. Reinbek 2001, S. 309
(6) ebda.
(7) ebda.
(8) ebda.
(9) vgl. Aleida Assmann/Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Stuttgart 1999
(10) vgl. Henry Rousso: La hantise du passé. Paris 1998, S. 12
(11) Die Western Front Association ist keineswegs die einzige Vereinigung, die sich mit dem Ersten Weltkrieg befasst. Konsultiert man die Einträge im Internet, ergibt sich eine unglaublich hohe Zahl an Vereinigungen, die sich in dieser oder jener Weise mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen; zu einem hohen Anteil stammen die websites aus England.
(12) Eric Hobsbawm: Age of Extremes. The Short Twentieth Century. London 1994, S. 25
(13) Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1992, S. 52. – Vgl. zum Begriff des ‚Erinnerungsortes’ die Einleitung in Etienne François/Hagen Schulze: Deutsche Erinnerungsorte, Bd. 1. München 2001, S. 9 – 24
(14) Etienne François/Hagen Schulze, a.a.O., S. 18
(15) ebda. – Vgl. dazu auch den bei Etienne François/Hagen Schulze diskutierten Unterschied von Geschichte-als-Wissenschaft und Geschichte-als-Gedächtnis.
(16) vgl. Christopher Coker: War and the 20th Century. A Study of War and Modern Consciousness. London 1994
(17) Peter Clarke: Hope and Glory. Britain 1900 – 1990. London 1996, S. 83.
(18) Clarke, a.a.O., S. 84
(19) vgl. John Keegan: Everyman’s War. In: The Times Literary Supplement, Nr. 5167 (12 April 2002), S. 25
(20) Geoff Dyer: The Missing of the Somme. London 1994, S. 15
(21) vgl. Bob Bushaway: Name upon Name: The Great War and Rememberance. In: Roy Porter (Hg.): Myths of the English. Cambridge 1992, und Jay Winter: Sites of Memory. Sites of Mourning: The Great War in European Cultural History. Cambridge 1993
(22) Aleida Assmann: Erinnerung als Erregung. In: Wolf Lepenies (Hg.): Wissenschaftskolleg Jahrbuch 1998/99. Berlin 2000, S. 204 (23) vgl. dazu Coker, a.a.O.
(24) vgl. dazu J.M.Winter: Oxford and the First World War. In: Brian Harrison: The History of the University of Oxford. [Band VIII: The Twentieth Century]. Oxford 1994, S. 3-25
(25) Hobsbawm, S. 26. Die von Hobsbawm angegebene Prozentzahl wird aufgrund unterschiedlicher Zählweisen nicht überall bestätigt. Vgl. zu dieser Frage Winter, S. 18 – 23. Die Zahl der Gefallenen bewegt sich bei allen Angaben zwischen 20 und 25 Prozent. Bei den Gefallenen auf deutscher Seite liegt die Zahl unter den Studenten bei 15 Prozent.
(26) Zu Oxford vgl. Winter, a.a.O., S. 22-23 und Patricia Utechin: Sons of This Place. Commemration of the War Dead in Oxford’s Colleges and Institutions. Oxford 1998
(27) Utechin, a.a.O., S. 14
(28) vgl. Marilyn Yurdan: Oxford. Town and Gown. London 1990, S. 83f
(29) vgl. Register of Rhodes Scholars.  London 1950, S. 253. Vgl. Auch Ralph Evans: Register of Rhodes Scholars 1903-1995. Oxford 1996. – Zur Geschichte der Rhodes Trust vgl. Anthony Kenny (Hg.): The History of the Rhodes Trust 1902 – 1999. Oxford 2001.
(30) Zu den Stipendien an Deutsche vgl. Richard Sheppard: The German Rhodes Scholarships. In: Kenny, a.a.O., S. 357-408
(31) vgl. Sheppard, a.a.O.
(32) Adrien Finck, Vorwort. In: Nina Schneider (Hg.): Ernst Stadler und seine Freundeskreise. Geistiges Europäertum zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Hamburg 1993, S. 9
(33) vgl. zum Aufenthalt Stadlers in Oxford Richard Sheppard: Ernst Stadler (1883-1914). A German Expressionost Poet at Oxford. [Magdalen College Occasional Paper 2] Oxford 1994
(34) Sheppard, The German Rhodes Scholarships, a.a.O., S. 369
(35) Karl Ludwig Schneider (Hg.): Ernst Stadler. Dichtungen. Hamburg 1954, S.20
(36) Albert Soergel: Dichtung und Dichter der zeit. Im Banne des Expressionismus. Leipzig 1925, S. 433. Zu der Beziehung Ernst Stadlers zu Thea und Carl Sternheim in Brüssel vgl. Hubert Roland: Die deutsche literarische ‚Kriegskolonie’ in Belgien, 1914-1918. Bern Berlin Frankfurt 1999
(37) Nina Schneider, a.a.O., S. 168
(38) Karl Ludwig Schneider, a.a.O., S. 38f
(39) René Schickele. In: Klaus Hurlebusch/Karl Ludwig Schneider (Hg.): Ernst Stadler. Dichtungen, Schriften, Briefe. München 1983, S. 280
(40)Wenn man heimkommt. In: Klaus Hurlebusch/Karl Ludwig Schneider, a.a.O., S. 382
(41) Ein Wunsch. In: Klaus Hurlebusch/Karl Ludwig Schneider, a.a.O., S. 384
(42) Die Elsässische Tragödie. In: Klaus Hurlebusch/Karl Ludwig Schneider, a.a.O., S. 387f
(43) Brief an René Schickele, 24. April 1914. In: Klaus Hurlebusch/Karl Ludwig Schneider, a.a.O., S. 512f
(44) Helmut Uhlig: Versuch über Ernst Stadler. Vom Ästhetizismus zum Expressionismus. In: Der Monat, Heft 87, 1955, S. 66
(45) Nina Schneider, a.a.O., S. 245
(46) vgl. dazu Joachim W. Storck: Meine Herkunft ist mein Schicksal. Heimat als Problem beim ‚zweisprachigen Grenzvogel’ René Schickele. In: Rüdiger Görner (Hg.): Heimat im Wort. Zur Problematik eines Begriffs im 19. und 20. Jahrhundert. München 1992, S. 106 –116 und Adrien Finck/Alexander Ritter/Maryse Staiber (Hg.): René Schickele aus neuer Sicht. Beiträge zur deutsch-französischen Kultur. Hildesheim – Zürich – New York 1991
(47) Nina Schneider, a.a.O., S. 275. Nina Schneider dokumentiert die Nachrufe und Würdigungen aller Menschen aus Ernst Stadlers Lebenskreis. Vgl. dazu auch die Bibliographie bei Hurlebusch/Schneider, a.a.O., S. 816 – 848.
(48) ebda., S. 278
(49) Angelus Silesius ist das Pseudonym für Johann Scheffler, 1624–1677. Das Epigramm lautet vollständig:
Zufall und Wesen
Mensch werde wesentlich: denn wann die Welt vergeht,
So fält der Zufall weg, dass wesen dass besteht.
(50) In: Hurlebusch/Schneider, a.a.O., S. 120
(51) Werner Kohlschmidt: Ernst Stadler. In: ders.: Konturen und Übergänge. Bern 1977, S. 137
(52) Hurlebusch/Schneider, a.a.O., S. 436
(53) vgl. Richard Sheppar: Ernst Stadler …, a.a.O., S. v
(54) Tim Cross (Hg.): The Lost Voices of World War One. London 1988, S. 79
(55) Hurlebusch/Schneider, a.a.O., S. 544f
(56) Vgl. Coker, a.a.O.


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Dieter Jakob

geb. 1941, Anglist und Germanist, VDSt Erlangen.

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