Der Fall Sarrazin und der deutsche Genosuizid

Der Wirbel um sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ zeigt, wie kaum ein anderes Ereignis, in spektakulärer Weise die geistigen, moralischen und ideologischen Verwerfungen in unserem Land auf. Wer Tatsachen oder belegbare Behauptungen öffentlich vertritt, die zeitgeistimprägnierte und fest verankerte Dogmen von Politik und Medien angreifen und erschüttern, der muss mit den modernen Varianten des Scheiterhaufens rechnen.


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Zu diesem Dogmenbestand gehören, kurz gefasst, die Überzeugungen: Das Individuum hat Vorrang vor der Gemeinschaft, alle Menschen sind prinzipiell gleich. Prägungen durch Herkunft, Abstammung, Begabung, Vererbung existieren nicht oder sind irrelevant. Wer diesem Credo öffentlich widerspricht, stellt sich automatisch außerhalb der Gesellschaft. Die im Art. 5 des Grundgesetzes pathetisch verkündete Meinungsfreiheit ist nicht viel wert, wenn sie für die Obrigkeit missliebige Aussagen nicht mit einschließt oder dessen Verkünder mit existentiellen Folgen zu rechnen hat. Im Falle Sarrazin kommt erschwerend hinzu, dass er kein Randthema, sondern das wohl elementarste aufgegriffen hat, nämlich unsere kulturelle und biologische Überlebensfrage. Darüber darf offenbar nur in einer vorgeschriebenen Sichtweise geschrieben oder gesprochen werden. Sarrazin ist von diesem Tugendpfad abgewichen. Deshalb wurde er prompt zum Abschuss freigegeben, die Treibjagd setzte unverzüglich ein. Ein weiteres Kapitel wird aufgeschlagen in der Reihe von u. a. Jenninger, Hohmann, Eva Hermann und Erika Steinbach.

Der Fall Sarrazin hat tatsächlich eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Fall Eva Hermann. Der von ihr angefachte Brand, als sie, auch unter demografischem Aspekt, mit guten Gründen die Bedeutung von Müttern und Familie wieder aufwerten wollte, konnte erst gelöscht werden, als sie von den Autobahnen im 3. Reich sprach. Sarrazin hat seinen Gegnern mit dem Juden-Gen und der Vererbung von Intelligenz ebenfalls eine gute Vorlage geliefert, die es ihnen erlaubt, vom deutschen Genosuizid und der Zuwanderungsproblematik abzulenken und ihn mit der stets bereit liegenden Faschismuskeule zu erschlagen. Es nützte Eva Hermann nichts, dass ihre Schadensersatzklagen erfolgreich waren. Wer einmal als „verkappter Nazi“ entlarvt ist, wird für immer mundtot gemacht. Sarrazin kann sich allerdings eine noch breitere Zustimmung in der Bevölkerung zu Gute halten, als dies bei Eva Hermann der Fall war. Die Politik sah sich immerhin bemüßigt, die Integrationsproblematik zeitweise auf die Tagesordnung zu setzen.

Auftreten und Aussagen von Sarrazin werden in den Medien allenthalben als „skandalös“ bezeichnet. Dabei lautet seine Kernbotschaft in aller Kürze doch nur: Die Deutschen sterben aus, und sie werden durch zahlreiche nicht oder nur bedingt integrationswillige Moslems ersetzt. Diese Feststellung ist zwar nicht neu, viele Deutsche sind sich dessen aber noch nicht richtig bewusst, und die Politik scheint davon völlig unberührt zu sein. Neu ist aber, dass erstmals ein ehemaliger namhafter Politiker derart klare Worte ausspricht.

Der eigentliche Skandal besteht allerdings darin, dass unsere Volksvertreter mitsamt den öffentlichen Medien kein Wort des Entsetzens oder auch nur des Bedauerns über die Katastrophe verlieren, dass die jahrhundertelange Geschichte der Deutschen im 21. Jahrhundert endgültig und unwiderruflich zu Ende geht. Ein ungeheurer Skandal ist ferner, dass dieser vor 40 Jahren einsetzende Prozess der willentlichen Selbstauslöschung, also eines Genosuizides, mittels einer massiven Indoktrination eingeläutet worden ist. Auch wenn manche dieses verheerende Ergebnis – ebenfalls aufgrund einer Indoktrination – kalt lässt, liegt ein weiterer Skandal darin, dass Politik und Medien in dieser wahrhaft entscheidenden Schicksalsfrage sich gegen die Mehrheitsmeinung der Deutschen stellen.

Alle anderen Vorwürfe gegenüber Sarrazin sind angesichts dieser historischen Dimension bedeutungslos und pure Ablenkung. Wie desinteressiert unsere Volksvertreter mit diesem demografischen Supergau umgehen, ist erschreckend. So entsteht der Eindruck, dass Politik sich im Tagesgeschäft derart festbeißt, dass für die großen Fragen und Aufgaben der Zukunftssicherung kein Raum mehr verbleibt.

Acht Scheinvorwürfe

Dennoch ist es von Interesse, einige gegen Sarrazin aufgefahrene Argumente unter die Lupe zu nehmen. Denn wir erkennen darin ein Lehrstück über die Wirkungsweise der Medien gegenüber unbequemen öffentlichen Äußerungen. Die Hysterie wird natürlich noch dadurch verstärkt, dass den Meinungsmachern die Zustimmung vieler Menschen zu den Aussagen von Sarrazin wohlbekannt ist.

Vorwurf 1: Sarrazin verallgemeinere. – Natürlich gibt es eine erkleckliche Zahl von Vorzeige-Türken, die wacker im Arbeitsprozess stehen. Nur leben Millionen anderer Moslems, oft schon seit Jahrzehnten, in Parallelgesellschaften. Dies ist das Problem.

Vorwurf 2: Ebenso schlicht ist der Vorwurf, Sarrazin sage im Grunde nichts Neues. „Das ist der wahre Skandal! Alles bekannt, aber nichts oder viel zu wenig getan. So bekennt Politik ihr Versagen“ (Prof. Ernst Elitz in BILD)

Vorwurf 3: Deutsche Geburtenrate – „Die Deutschen aber schaffen sich allmählich ab“ (Sarrazin): In weniger als hundert Jahren werden nur noch 25 Millionen Deutsche verblieben sein. (Der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg hat sogar nur 20 Millionen errechnet). – Tatsache ist jedenfalls, dass sich die Zahl der Mädchen und Frauen seit 40 Jahren halbiert hat und dieser Trend mittelfristig zu einer weiteren Halbierung der Halbierung führt. Da keine Anzeichen für eine Erhöhung der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau erkennbar sind, lässt sich die weitere Entwicklung mit ziemlich großer Genauigkeit vorhersehen.

Was halten die Medien dem entgegen? Das Statistische Bundesamt gehe von 65 bis 70 Millionen Einwohnern im Jahr 2060 aus. Wie viele Deutsche und wie viele Menschen „mit Migrationshintergrund“ in dieser Gesamtzahl enthalten sind, bleibt unbeantwortet. Aber genau darauf kam es hier an. Weiterreichende Prognosen über 2060 hinaus seinen angeblich nicht möglich – entgegen den Berechnungen der Bevölkerungswissenschaftler! Kurz: gegen die entscheidende Feststellung von Sarrazin (und anderen) gibt es kein kompetentes Gegenargument! Diese Prognosen von Sarrazin und vielen anderen beinhalten aber die erschreckende Kernbotschaft: Wir Deutschen sterben aus! Sie bedrückt allerdings nur diejenigen, denen es nicht gleichgültig ist, wer in 80 bis 100 Jahren in Deutschland lebt.

Vorwurf 4: Arbeitslosigkeit und Hartz IV-Status seien bei muslimischen Migranten laut Sarrazin viermal größer als bei der deutschen Bevölkerung. – Gegenargument: Die Zahl sei zu hoch, aus Datenschutzinteressen gäbe es darüber aber keine genaueren Zahlen. Warum nicht?

Vorwurf 5: Kulturelle Wurzeln. – Sarrazin verweist darauf, dass in Deutschland lebende Juden oder Vietnamesen viel größere Erfolge aufweisen als Türken und Araber. Es läge also am eigenen Verhalten. Nachdem bereits die dritte oder vierte Generation in Deutschland lebt, spricht ja wohl einiges dafür, dass nicht so sehr die immer wieder bemühte Umwelt, sondern die Herkunft für Defizite auf dem Gebiet der Sprachkenntnisse und der Schulabschlüsse maßgebend ist. Außer lauten Tönen der Entrüstung über eine solche Annahme wird kein schlüssiges Gegenargument geliefert.

Vorwurf 6: „Man muss davon ausgehen, dass aus demografischen Gründen der Unterschichtenanteil der Bevölkerung kontinuierlich wächst.“ (Sarrazin). Das große Problem bildungsferner Schichten also. – Gegenargument: Es stimme zwar, dass Frauen, „die nicht zur Unterschied zählen“, weniger Kinder bekommen als die der Unterschicht. Inwieweit Intelligenz allerdings überhaupt vererbt werde, sei „völlig offen, die Meinungen dazu gehen weit auseinander.“ – Aha! Umfangreiche empirische Studien, vor allem in den USA, haben die Vererbung von Intelligenz mit einem relativ hohen Prozentsatz (50 bis 80 %) längst bestätigt. Dies entspricht auch der überwiegenden Haltung der biologischen Verhaltensforscher. Natürlich werden diese wissenschaftlichen Aussagen aus ideologischen und milieutheoretischen Gründen zwar abgelehnt, aber nicht widerlegt. „Was nicht sein darf, nicht sein kann!“.

Dass musikalische Begabungen vererbt werden, ist allgemein bekannt. Warum sollte die Evolution mit der Vererbung von Intelligenz viel nachlässiger umgehen, obwohl gerade sie für das Überleben der Menschen von viel größerer Bedeutung war und ist? Immer wieder: Wer sich das ideologisch Wünschbare ausdenkt, lässt sich von Naturtatsachen nicht beirrten!

Vorwurf 7: „Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen“ (Sarrazin). Eine derart heikle Behauptung kann heutzutage leicht zur ewigen Verdammnis führen. Wie kommt Sarrazin dazu? Nun, er hat sich auf entsprechende Forschungsergebnisse der University of New York bezogen, die in der New York Times und im angesehenen Magazin „Nature“ veröffentlicht worden sind. Ferner berichtete darüber der „Berliner Tagesspiegel“. Auch die israelische Genforscherin Judy Siegel-Itzkowich hat am 4.06.2010 in der „Jerusalem Post“ einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel „One people!“, in dem exakt der Tatbestand dargelegt wird, dessen Erwähnung Sarrazin hierzulande zum Verhängnis geworden ist. Der erste Satz dieses Artikels lautet:

„The Jews have been not only a national and religious group … but also have common genetic links derived in the ancient Middle East despite their dispersion throughout the world, sophisticated genetic analysis based in New York has concluded.”

Die FAZ kommentiert diesen Vorgang am 31.08.2010: „An diesen (Veröffentlichungen) störte sich niemand, als die „Jüdische Allgemeine“ über sie berichtete. Doch wenn drei auf diesem hochempfindlichen Gebiet Ähnliches sagen, ist das noch lange nicht das Gleiche … Mit seinen Ausflügen in die Genetik macht er sich angreifbar. Seinem Anliegen, die Debatte über Einwanderung und Integration voranzubringen, nutzte er damit nicht. Statt mit den Defiziten wird nun mit ihm abgerechnet.“ – Wie praktisch und wie bequem. Die Politik sieht sich damit enthoben, mehr als bisher zu handeln. So funktioniert heute Meinungsmache!

Doch damit steigt auch erneut der Verdruss der Bürger. An dieser Stelle ist der abschließenden Beurteilung der FAZ beizupflichten:

„Die Spaltung der Gesellschaft und die Abwendung von der Politik, die zu vertiefen man Kritikern wie Sarrazin anlastet, wird voranschreiten, wenn eine sich bedrängt und ausgenutzt fühlende Mehrheitsbevölkerung sich nicht mehr von den Parteien verstanden und vertreten fühlt. Die Debatte über Sarrazin macht deutlich, welches Ausmaß diese Entfremdung schon angenommen hat. Auch dafür muss er büßen.“ –
Bestimmte Rachegelüste der Antike scheinen auch heute noch zu existieren: Man köpft den Überbringer schlechter Nachrichten!

Vorwurf 8: Sarrazin kritisiere, mache aber keine Vorschläge. „Wir bräuchten Brückenbauer und keine Hassprediger“ meint Michel Friedmann. Wenn Thilo Sarrazin erklärt, wir würden zu Fremden im eigenen Land, ist dies eine überaus traurige Feststellung und keine Hasspredigt. Im Übrigen nützen Brücken nicht viel, wenn sie nur wenige vom anderen Ufer benutzen wollen.

Michel Friedmann sei zur besseren Einsicht in das Migrationsproblem die Lektüre des Buches seines Glaubensgenossen Henryk M. Broder „Kritik der reinen Toleranz“ (2008) empfohlen. Broder verfasste darin eine massive Philippika gegen unverantwortliche Gutmenschentoleranz. Unsere Duldsamkeit bezeichnet er als „gefährliche Dummheit“. Ein Grund für unsere Schwäche sei „die überzogene Bereitschaft zur Selbstkritik – und gelegentlich sogar Selbsthass – die man im Islam nicht findet.“ Zur Toleranz führt er aus: „Dass Toleranz ein Instrument ist, dass der Rücksichtslosigkeit den Weg ebnet, dass es die Stärkeren vor den Schwächeren schützt und nicht umgekehrt, ist eine Erfahrung, die man inzwischen täglich machen kann.“

Broders Buch ist jedenfalls in einem Maße politisch unkorrekt, dass wahrscheinlich jeder andere Autor eine Anklage wegen „Volksverhetzung“ zu gewärtigen hätte.

Sarrazin hat demgegenüber eine rationale Abhandlung geschrieben.

Lösungen sind nicht gewünscht

Was würde mit seinen Vorschlägen geschehen, wenn Sarrazin beispielsweise angeregt hätte?

  • Hartz IV-Zahlungen in ersten Jahr der Einwanderung halbieren und bei Integrationsunwilligen kürzen. (In den Hartz-IV-Sätzen ist übrigens ein Betrag für „die Teilhabe am kulturellen Leben“ enthalte. Warum erhielten diesen Betrag auch diejenigen, die am hiesigen kulturellen Leben gar nicht teilnehmen?)
  • Kriminelle Ausländer und notorisch eine Integration ablehnende Migranten konsequenter abschieben.
  • Familienzuzug stärker reglementieren.
  • Zukünftige Einwanderung nur noch bei Qualifizierungsnachweis (wie z. B. in Australien) und dem Erwerb deutscher Sprachkenntnisse innerhalb festgelegter Fristen.
  • Spezielle finanzielle oder anderweitige Kinderförderung bei deutschen Familien.

Die Empörung wäre natürlich groß. Aus moralischen und rechtlichen Gründen könne all dies nicht durchgeführt werden, so ähnlich würde die Reaktion verlaufen. Dem wäre aber entgegenzuhalten: Deutschland befindet sich in einer akuten, lebensbedrohlichen demografischen Notwehrsituation. In solchen Fällen sind auch außergewöhnliche Maßnahmen erlaubt.

Fazit 1: Über Einwanderung und das Aussterben der Deutschen kann hierzulande offenbar nicht rational diskutiert, und noch weniger rational gehandelt werden. Frage: Wer hat und aus welchem Grund ein Interesse daran, dies zu verhindern?

Fazit 2: Es besteht immer noch Grund, Deutschland wegen seiner einstigen großartigen Kultur, vieler seiner Menschen und schönen Landschaften und Baudenkmäler zu lieben. Diese Liebe fällt mir aber immer schwerer, solange eine infame Politik und Meinungsmache mit allen, auch unlauteren Mitteln den Blick in die verhängnisvolle Zukunft der Deutschen vernebeln will. Und weil die Menschen erkennen, dass die Mächtigen im Lande unfähig und unwillig sind, dem uns überrollenden Untergang wirkungsvoll entgegenzutreten.


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Werner Kunze

geb. 1927, VDSt München, Autor zahlreicher philosophischer Bücher, u. a. „Philosophie für Neugierige“ (Grabert, 2006) und „Die Moderne. Ideologie, Nihilismus, Dekadenz.“ (Bublies, 2011).

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