Schlagwortabtausch:Bundeswehr

Ungeliebte Armee

Dem Deutschland vor 1945 sagt man nach, es sei militaristisch gewesen. Dem Deutschland nachher sagt man das Gegenteil nach. Jedenfalls hatten die Deutschen wohl nie jenes nüchterne Verhältnis zum Militär als eines von vielen Instrumenten der Politik, wie es der alte Clausewitz einst beschrieben hatte. Schon als die Bundeswehr reine Verteidigungsarmee war im Kalten Krieg, war das Verhältnis im Volk zu ihr trotz Wehrpflicht ein gebrochenes. Und seit sie kurz nach der Wiedervereinigung, immer noch in bescheidenerem Rahmen als bei den Verbündeten, zur Interventionsarmee wurde, ist die Skepsis noch gewachsen. Jeder neue Einsatz, jedes Rüstungsprojekt, jeder neue Waffentyp wird leicht zur Grundsatzdiskussion, und fast immer entscheiden die Regierenden, wenn sie den Marschbefehl erteilen, gegen eine gefühlte Stimmung der Bevölkerung. Strategische Debatten werden meist nur still und verschämt geführt, eine konsistente Linie etwa für die Organisationsstruktur und die Ausstattung der Armee zu finden, wird dadurch oft erschwert; zum Leiden der Soldaten im Einsatz.