Während Künstler und Journalisten für platte Beleidigungen noch Auszeichnungen erhalten, werden andere Außenseiter für weit weniger provokante Äußerungen politisch gesteinigt. Die Debattenkultur in Deutschland ist hochgradig schizophren.

von Christian Roth

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Länger arbeiten (mindestens bis 67), weniger Urlaub (20 Tage genügen), mehr Frauen in Führungspositionen! Ach ja, fast hätten wir es vergessen: Wachstum, Wachstum, Wachstum! Täglich erreichen uns neue Vorschläge, wie man das Bruttoinlandsprodukt steigern und die Wirtschaft ankurbeln kann. Das Räderwerk des Kapitalismus will schließlich geölt werden.

von Stefan Martin

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In Hamburg wurde der Spieß umgedreht. Fühlten sich bundesweit Eltern, Schüler und Lehrer jahrelang als Spielball bildungsideologischer Kämpfe und schulischer Systemexperimente, müssen sich Politiker nun mit der Realität auseinandersetzen. Befürworter längeren gemeinsamen Lernens behaupteten stets, die Mehrheit der Eltern stünde hinter ihnen – ohne dies je bewiesen zu haben. Ich beglückwünsche die Hamburger Eltern ausdrücklich zu ihrem Erfolg.

von Florian Dagner

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In einer Folge der Fernsehserie Die Simpsons, die öfter einmal philosophische Anwandlungen hat, entdeckt die kleine Lisa, klügster Kopf der Comic-Familie, dass der legendäre Stadtgründer Jebediah Springfield in Wahrheit ein übler Räuber und Halunke war, der gar George Washington überfiel. Überall trägt sie ihre Entdeckungen vor, in der Schule und vor den Oberen der Stadt, aber niemand will auf sie hören; der Stadtarchivar fälscht gar historische Beweise. Am Ende steigt sie während der großen Jubiläumsparade auf die Bühne, um dem Volk die Wahrheit zu verkünden.

von Christian Roth

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Am 11.09.2010 ist die bekannte DDR-Bürgerrechtlerin und Mitbegründerin des Neuen Forums Bärbel Bohley nach schwerer Krankheit gestorben. In ihrem letzten Interview mit Akademische-Blätter-Redakteur Stefan Martin zeigte sie sich noch einmal als große Menschenfreundin und unbeirrbare Kämpferin für Freiheit und Demokratie.

von Stefan Martin

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Alain de Benoist, der als Vordenker der französischen Neuen Rechten („Nouvelle Droite“) geltende Publizist und Philosoph, stellt sich in seiner 2009 im Verlag „Junge Freiheit“ erschienenen Schrift gegen das allseits propagierte Wachstumsdogma. Schon im Vorwort formuliert er die These, dass ein „unendliches materielles Wachstum in einer endlichen Welt“ nicht möglich sei und sich die moderne Welt vom „Produktivismus“ verabschieden müsse.

von Pavel Usvatov

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Die Fans und Bewunderer haben lange darauf gewartet; die Skeptiker beklagen eine weitere Stufe unerklärlichen Medienhypes. Sie ist da, die Biographie über den noch nicht vierzigjährigen Politstar aus Oberfranken, der noch im unbequemen Verteidigungsministeriums alle Beliebtheitsranglisten anführt: den Freiherrn von, vor allem aber zu Guttenberg. Die junge Journalistin Anna von Bayern hat sich als erste daran versucht und es auf immerhin rund zweihundert Seiten gebracht.

von Christian Roth

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Drei Männer erst hat die junge Miranda in ihrem Leben gesehen, die vereinsamt mit ihrem verbannten Vater auf einer Insel aufwachsen musste. Plötzlich steht ein halbes Dutzend vor ihrer Höhle; Schiffbrüchige, von einem Sturm an Land gespült. Das Mädchen ist begeistert. „O, wonder! / How many goodly creatures are there here! / How beatous mankind is! O brave new world, / That has such people in ‘t!“ Für sie ist das die Rettung; die Fremden stammen aus Italiens Adelsfamilien. Miranda wird mit dem heftig in sie verliebten Prinz von Neapel verheiratet, und Prospero, der Magier, schwört seinen Künsten ab und will in die Zivilisation heimkehren.

von Christian Roth

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Als sich vor dreißig Jahren die bundesdeutschen GRÜNEN in Karlsruhe zu einer Partei zusammenschlossen, gab es Stimmen, die einer Partei mit nur einem Anliegen keine lange Dauer prophezeiten: Mit Umweltpolitik allein lasse sich kein Staat machen. Das war auch gar nicht das Anliegen der ersten Grünen. Vielmehr ging es darum, auf Misstände hinzuweisen, gesellschaftliche Fehlentwicklungen von großem Maße. So versuchten die Grünen, die Ausbeutung der Umwelt, die Probleme der Aufrüstung und die nach wie vor bestehende Diskriminierung der Frau zu thematisieren und dadurch Änderungen herbeizuführen.

von Dominik Matuschek

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Deutsche Bahn, Kik, Deutsche Telekom, Lidl, Airbus, Edeka, Postbank, Kabel Deutschland – die Spähskandale bei deutschen Firmen häufen sich: heimliche Videoüberwachung, Abhören von Telefondaten, Krankheitslisten, Konten-Screening, heimliche Hausbesuche, durchsuchte Privatautos. Millionen Datensätze aus umfassenden Listen über Telefonnummern, Adressen, Handy-Positionsdaten, sowie ganze Bewerbungsunterlagen können käuflich erworben werden.

von Philipp Haug

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Nach dem Hamburger Volksentscheid gegen die sechsjährige Primarschule kehren die Parteien in die ideologischen Gräben zurück. Die Bürgerlichen erkennen verdutzt, dass es für ihre Positionen noch Mehrheiten gibt; teils, wie eben in Hamburg, sogar ohne oder gegen sie. Das Gymnasium gewinnt seine Anhänger zurück. Eine Chance ist dabei, vertan zu werden.

von Christian Roth

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Das Deutsche Kaiserreich wird heutzutage gerne allgemein als ein rückständiger Obrigkeitsstaat wahrgenommen – ein Bild das vor allem beim Versuch politisierender Historiker entsteht, die deutsche Geschichte in ein einfaches Schema zu quetschen, das am Ende unweigerlich auf den Fixpunkt Drittes Reich hinführt.

von Johannes Schwarze

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Die vom deutschen Verteidigungsminister Freiherr zu Guttenberg etwas plötzlich angekündigte „ergebnisoffene“ Prüfung einer Aussetzung der Wehrpflicht ist bei den beiden großen Volksparteien auf wenig Zustimmung gestoßen. Die Skeptiker spielten in der bisherigen Debatte meist auf dem klassischen Argumentationsinstrumentarium und beschworen nostalgisch den Staatsbürger in Uniform und die Einheit von Armee und Volk. Bis die Experten im Herbst ihr – absehbares – Urteil abgeben, bleibt dem Minister noch Zeit für Überzeugungsarbeit in den eigenen Reihen. Denn Guttenberg liegt richtig: Als militärisches Instrument hat sich die Wehrpflicht überlebt.

von Christian Roth

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Die Lektüre zum jüngsten Streit, ob die Hochschule in Greifswald noch weiterhin den Namen Ernst Moritz Arndt tragen kann, irritiert schon sehr und ich nehme mit Genugtuung zur Kenntnis, dass am 18. März 2010 für einen Verbleib des Namens im Hochschulgremium gestimmt wurde – vielleicht bin ich in diesem Kontext ja auch von meinem „Lokalkolorit“ her als gebürtiger Bonner geprägt.

von Johannes Engels

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Warum sich die Krise in Deutschland diesmal nicht durch Medien-Events entschärfen lässt.

Schon im alten Rom war das machtkonsolidierende Wirkungspotential eindrucksvoll inszenierter Großereignisse bekannt. Doch erst im Zwanzigsten Jahrhundert erreichte die politische Instrumentalisierung von Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen ihren Höhepunkt. Ermöglicht wurde dies durch den gezielten Einsatz der elektronischen Massenmedien.

von Rasmus Greiner

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Nach dem Rücktritt von Horst Köhler konzentrierte sich die öffentliche Diskussion auf die historische Einmaligkeit dieses Vorgangs des abrupten Rücktritts eines Bundespräsidenten. Aus dem Fokus geriet dabei, dass Deutschland mit dem ehemaligen IWF-Chef nach Roland Koch binnen einer Woche den zweiten Wirtschafts- und Finanzpolitiker in führender Position verlor.

von Christian Roth

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Mit großer persönlicher Bewegung hat Horst Köhler, der 9. Präsident der Bundesrepublik Deutschland am 31.5.2010 seinen Rücktritt als Bundespräsident bekannt gegeben. In ersten Reaktionen überschlagen sich die Meldungen. Vom Paukenschlag ist die Rede und von einer Sensation. Noch nie zuvor ist ein Deutscher Präsident von seinem Amt zurückgetreten.

von Markus Schwickardi

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Nein, er hat es wahrlich nicht einfach in diesen Tagen. Am Karfreitag fielen die ersten Soldaten in seiner Amtszeit; in der Folge tobte eine Debatte über die Ausrüstung und Ausbildung der Soldaten im Einsatz; Finanzlücken tun sich im Ministerium auf, große Rüstungsprojekte ziehen sich hin, drohen zu scheitern. Und nun holt ihn die Kunduz-Affäre mit der Ladung vor den Untersuchungsausschuss wieder ein. Karl-Theodor zu Guttenberg, in Deutschland unbestritten die politische Lichtgestalt des Jahres 2009, steht unter Beschuss. Erste sichtbare Folge: Die bisher phänomenalen Beliebtheitswerte bröckeln.

von Christian Roth

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Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben?

von Dieter Jakob

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Was die Spatzen schon seit Wochen von den Dächern gepfiffen hatten, ist nun also eingetreten: Schwarz-Gelb hat die wichtige Landstagswahl in Nordrhein-Westfalen verloren. Deutlicher noch, als die letzten Umfragen es erwarten ließen.

von Christian Roth

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Zuletzt war es fast ein wenig still geworden um den deutschen Papst, sodass man hatte hoffen können, sein fünfjähriges Amtsjubiläum am 19. April in angemessener Würde zu begehen. Die Hoffnung ist zerstoben, seit nach der us-amerikanischen und der irischen nun auch die deutsche katholische Kirche ihren Missbrauchsskandal hat.

von Christian Roth

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Die Ereignisse rund um die Tragödie von Smolensk, als eine Delegation von hochrangigen polnischen Politikern den Tod fanden, lässt tief in die polnische Seele schauen und ist ein Beweis für die nicht zu unterschätzende Wirkung von Symbolen und Gesten in der Politik.

von Kai Kranich

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